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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 128
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0130
Verzeichnis der vorzüglichsten bei dieser Gelegenheit auf

Hymens Altar gelegte Haussteuren

Der Strohredner war Graf Enzenberg, 6 Duzend Tyroler Handschuhe und einen
ungeheuren Schornsteinfeger im ganzen Costume, recht artig aus gedörrten Zwetschen
größtenteils zusammengesezt.

(Die nächsten Verwandten der Braut nach ihren Graden)

Der erste Fackelträger, Freiherr von Sturmfeder4», ein sehr schön lackiertes Zupf-
trüchelchen ganz mit Restchen g neuer goldenen Borten.

Der zweite, Ritter von Camuzzi41, einen ächt englischen Punschservice.

Der dritte, Freiherr von Brandenstein4-, eine vollständige Damentoilette, in der
Größe einer gewöhnlichen Caßette auf Reisen, mit allen erdenklichen Erfordernißen
dazu sowohl als zum Schreiben Herrenhuter-Arbeit der vorzüglichsten Art.

Der vierte, der junge Freiherr von Sumeraw433 ein Straußenei erhaben geschnitten
, en Vermeil (stark vergoldetes Silber) gefaßt, Bouillon Becher zum Gebrauche.

Der fünfte, Freiherr von Baden44, ein niedliches Körbchen voll der schönsten
französischer Bänder, von allen Farben und Breiten.

Der sechste, der alte Freyherr von Wittenbach45, eine ganz gemeine blaue Küchen
schürze, auf die ganz gewöhnliche Art zusammengelegt; als sie aber entfaltet wurde,
fanden sich die schönsten Entoilage Spitzen46 so viele Ellen als ein Kleid zu garnieren
nothwendig sind. Diese jammervolle Gabe wurde sehr beklatscht.

*

Die Brautmutter eigendlich Vormünderin Freifrau von Ulm geborene v. Ungnad47,
ein sehr elegantes Deschabille48. Einige boshaften Zungen behaupteten sie habe dieses
Geschenk in die vormundschaftlichen Rechnungen auf jene Weise einzuschmuggeln
gewußt, wie es die Kriegs Comißaire bei anschaffung ihres goldbortierten Hutes zu
halten pflegen.

40 Die Farn. Sturmfeder stammt aus Franken (Oppenheim). Hier könnte gemeint sein Franz Georg
v. St., kaiserl. österr. wirkl. Geh. Rat, Oberstsilberkämmerer und Reisemarschall, Ritter des
Johanniterordens, von 1762—93 Ritterrat bei der sctiwäb. Ritterschaft in Kanton Kocher, gest.
15. 12. 1793. Fr. Cast, Historisches und genealogisches Handbuch des Kgr. Württemberg, Stuttgart
1839, S. 345 f. — vgl. Anm. 13.

41 Wohl Franz Josef Camuzi, Dr. utr. iur. und AA Syndicus d. 3. Standes, evt. Neffe des Karl Ferdinand
C. aus Lugano (f 1735), der b. 1730 it. Sprachlehrer und Beneficiat der Brunnerschen
Stiftung war (Matr. d. Univ. Frbg. u. dortiges Universitätsarchiv).

42 Die Brandenstein sind nach dem GHdA, Bd. 27 (= Freiherrl. Häuser A Bd. IV) S. 13 thüringischer
Uradel; siehe ferner auch GHdA Bd. 24 {= Adelige Häuser A Bd. V, S. 22 f). A. Müller verweist
auf eine österreichische Familie Schmid v. Brandenstein (Beamtenadel), die in Verbindung
mit Oeschweier (wohl im Elsaß) genannt wird (vgl. Einträge im Totenbuch der Freiburger Münsterpfarrei
). In Orschweier bei Bühl sind Brandenstein nicht nachweisbar.

43 Wohl Joseph Thaddäus Vogt von Summerau, K. K. Wirkl. Geh. Rat und bis 1805 österr. Reg. Präs.
in Freiburg, dann Minister-Präsident der obersten Polizeistelle in Wien. Seit 1772 verheiratet
mit Marie Caroline von Dumenique. f 1817, März 15/25 in Wien als Letzter seiner Familie. (Kindler
v. Knobloch I, S. 370)

44 Franz Anton Bonifacius Frh. v. Baden zu Liel, 1739—1818, Präsident des landständischen Konses-
ses zu Freiburg. — Metz, aaO. S. 363. Franz Anton von Baden war verheiratet mit Sophia Gräfin
von Sickingen Ebnet, Kindler von Knobloch aaO. Bd. 1, S. 30.

45 Johann Nepomuk Hannibal v. Wittenbach (1728—89), Erbe von Stadt und Herrschaft Elzach, Edler
Herr zu Buchenbach und Bötzingen, kk. Kämmerer, Geh. Rat und Landgerichtspräsident zu
Freiburg; v. d. Becke-Klüchtzner, Stammtafeln des Großherzogtums Baden 1886, S. 545; Fr. Cast,
Adel Baden, S. 214 f.

46 Entoilage-Spitzen = entoiler, auf Leinwand oder Karton ziehen, nähen oder aufkleben.

4? Wahrscheinlich Maria Susanna Kempf v. Angreth, Ehefrau des 1754 verstorbenen Franz Karl
Anton v. Ulm zu Hagental (Elsaß) ? frdl. Mitt. A. Müller (Nachlaß Kindler v. Knobloch GLA,
Abt. 65/2008). — Der Name Ungnad in unserem Text könnte aber auch mit Ungelter gedeutet
werden. Bei v. d. Becke-Klüchtzner aaO. S. 498 findet sich als zweite Gemahlin des Ferdinand
Carl Frh. zu Ulm v. Erbach, Werenwag und Poltringen (1725—80) Maria Caroline Freiin v. Ungelter
Deißenhausen; die Eheabrede befindet sich im Archiv der Frhn. Ulm zu Erbach; frdl. Mitt.
Dr. S. Krezdorn v. 22. 3. 1972.

48 deshabille = Hauskleid, Negligee.

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