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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 134
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0136
Texte an die Tafel schrieb. Und letztlich vertraute der Abt auf das T abel -
I a r i s i e r e n , die Vermittlung allen Lehrstoffes in systematischer Ordnung
in Tabellen. Das Katechisieren und Tabellarisieren wurde schon zu Felbigcrs
Zeit als zu mechanisch angegriffen. Trotzdem hielt es in die Schulstubcn Einzug
, und ein nachträgliches Urteil sollte das billigen, denn jede Reform hat
ihre schwachen Stellen, bringt aber schwungvoll durchgeführt meistens mehr
Gutes als Schlechtes hervor. Wie sehr das auf Felbigers Schulcrncuerung zutrifft
, machen seine Erziehungsprinzipien deutlich, wozu einige Überschriften
aus den „Eigenschaften" herhalten können: „Schulleute sollen im Lernen
Ordnung halten. Im Unterweisen muß man sich der Deutlichkeit befleißigen.
Das Lernen muß leicht gemacht werden. Das Lernen muß angenehm gemacht
werden. Den Unterricht muß man nicht mühsamer als notig machen. Auch die
Zeit soll, soviel sich tun läßt, gespart werden. Beim Unterrichte ist nicht bloß
aufs Gedächtnis zu sehen. Beim Unterrichte ist auf den Verstand zu sehen. Der
Wille muß geneigt gemacht werden, gute Lehren zu befolgen5." Daß seine
Methode, diese Ideale zu verwirklichen, nicht vollständig geeignet war, dürfen
wir ihm. mit gutem Gewissen verzeihen.

Der Kenner der deutschen Schulgeschichte wird das Wort von „seiner",
nämlich Felbigers Methode nicht unwidersprochen hinnehmen. Und es soll
auch hier um so weniger verschwiegen werden, daß Felbiger Anregungen aus
Berlin aufgegriffen hat, als er dies selbst freimütig bekannte. Im Gegenteil
ehrt es den Augustiner Chorherren, daß er 1762 und 17646 bei dem evangelischen
Oberkirchen rat Johann Julius Ilccker, einem Schüler der Frankeschen
Stiftungen in Halle, an der Realschule in Berlin, die 1763 um ein Lehrerseminar
erweitert, zum Mittelpunkt des gesamten preußischen Schulwesens wurde,
sich als lernbegieriger Gast einfand. Von dem dort beschäftigten Lehrer und
Methodiker Johann Friedrich Hähn übernahm er den Tabellenunterricht und
die Litterai- oder Buchstabenmethode. Wenn die beiden Elemente mit dem
Zusammenunterrichten und dem Katechisieren unter dem Begriff „Sagansche
Methode" in die Geschichte der Pädagogik eingegangen sind, dann vielleicht
der beachtlichen personlichen und publizistischen Ausstrahlung Felbigers wegen
, und dies darf auch als Verdienst gelten.

Frei burger Lehrer in Wien

Sagansche Methode aus zweiter Hand, nämlich durch Vermittlung des
Normallehrers Felkel und seiner Kollegen, erlernten die Freiburger Schulleute
mit Erfolg in Wien, wo sie vom September 1772 an weilten. Ihre Zeugnisse
vom Direktor nebst Gutachten von den Fachlehrern7, die sie im Januar
1773 erhielten, sind des Lobes voll. Dort steht von gewissenhaftem Besuch
der Normalschule zu lesen, von „täglichen Auftritten" und daß sie sich „die
Kunstgriffe ersagter Methode beygebracht", hauptsächlich jeder in seinem
Fach: Hauser in Mathematik, Rauch in der Sprachkenntnis und Pipus in der
Schönschreibekunst oder der Kalligraphie. Ihre Fähigkeiten, ihre Gründlichkeit
und Annehmlichkeit im Vortrage, ihre Bescheidenheit und Gelassenheit
in der „Zucht" Felbiger verabscheute brüllende oder prügelnde Lehrer -

5 Felbiger: Eigenschaften. II § 12 20.

6 Panholzer, a. a. 0.r S. 20 ff.

7 GLA 79/3040.

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