http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0091
daß die alte Rivalität zwischen Baden-Oos, Karlsruhe und Freiburg wieder offen
zum Ausbruch kam, wobei Baden-Oos daruf hinwies, daß es bereits zwei Jahre
eine Luftschiffhalle in Betrieb hatte, die lediglich aufgrund der Ereignisse des ersten
Weltkrieges abgebrochen wurde. Auch Müllheim und Lahr-Dinglingen boten
ihre guten Dienste an, wobei Lahr besonders auf seine geräumige Fliegerkaserne
aufmerksam machte. Auf einer Fläche von 5 qkm sollten vier Hallen für den Verkehr
und für die Werft gebaut werden, wobei auch daran gedacht war, die Werft
in Friedrichshafen zu belassen und nur den transozeanischen Luftschiffverkehr von
dem neuen Platze aus abzuwickeln. Diese Situation veranlaßte den Oberbürgermeister
Dr. Bender und den zuständigen Referenten, Bürgermeister Hölzl, bereits
am 25. 10. 1928 dem Generaldirektor Kommerzienrat Colzmann vom Zeppelin-
Konzern in Friedrichshafen das Interesse der Stadt Freiburg an der Etablierung
des Luftschiffhafens zu bekunden. Am 29. 10. 1928 fuhr Bürgermeister Hölzl zu
direkten Verhandlungen nach Friedrichshafen, wo die Oberbürgermeister von
Karlsruhe und Baden-Baden ebenfalls anklopften. Auch die Universität Freiburg
unterstützte indirekt die Bemühungen der Stadtverwaltung, indem sie am 1. November
1928 Dr. Hugo Eckener und Dr. Ludwig Dürr die Ehrendoktorwürde der
Math.-Naturwissenschaftlichen Fakultät verlieh.
In den Jahren 1929 und 1930 folgte naturgemäß der Krieg der Gutachter. Während
die Luftschiffer selbst die meteorologischen Verhältnisse in der Freiburger
Bucht als besonders günstig bezeichneten, war Prof. Dr. Peppler vom Meteorologischen
Institut der Technischen Hochschule Karlsruhe in seinem Gutachten vom
26. 10. 1930 anderer Ansicht. Er meinte, die Reihenfolge müßte Karlsruhe, Baden-
Oos und Freiburg lauten, während Frankfurt und Darmstadt - die sich zwischenzeitlich
ebenfalls beworben hatten - nicht in Frage kommen könnten. Die Landeswetterwarte
Karlsruhe dagegen schloß sich der Ansicht der Luftschiffer an und
meinte, Freiburg sei der ideale Standort. Letztlich siegten jedoch die Interessen der
Reichsregierung, die von vornherein einen Platz in Berlin für den Weltluftschiffverkehr
unterstützt hatte. Die Entscheidung fiel zu Gunsten von Berlin-Staaken.
Vielleicht war die Stadt letztlich gar nicht einmal sehr enttäuscht über diesen Ausgang
, hätte doch der Luftschiffhafen Kosten von mindestens 8 Millionen RM verursacht
.
Wie ist die Begeisterung von Bevölkerung und Presse für das Luftschiffhafen-
Projekt, trotz der hohen Kosten, überhaupt zu verstehen? Hier sollten wir einen
Blick in die Vergangenheit tun, die zugleich wieder Geschichte des Freiburger Flugplatzes
ist. Was für die Engländer ihre Schiffe, waren offensichtlich für die Deutschen
ihre Luftschiffe. Es war schon ein Ereignis, als vom 4.-5. 8. 1908 der Zeppelin
4 erstmalig das Oberrheingebiet überflog. Nach einer glatten Landung in Echterdingen
am 5. 8. 1908 wurde das Luftschiff durch eine Gewitterboe erfaßt, aus
der Verankerung losgerissen und zerstört. Dieses Ereignis kam einer internationalen
Katastrophe gleich und führte zur „Nationalspende des Deutschen Volkes"
zur Erbauung weiterer Luftschiffe. Ein ähnliches Gefühl beschlich die Deutschen
nur am 7. 5. 1937, als das LZ 129 „Hindenburg" in Lakehurst in Flammen aufging
. An diesen „Nationalen Ereignissen" nahm Freiburg erstmalig am 11.9. 1909
teil. An diesem Tage überflog der Zeppelin 3 um 9.20 Uhr die Stadt und wurde mit
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