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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0014
Nach dem Gottesdienst im Münster stellte am folgenden Tag der Stiftsadvokat
den Bischof dem Volk als neuen Landesherrn vor. Der Vogt Wilhelm Böcklin erbot
sich, „alles das zu tun, das fromme Untertanen zu tun schuldig" seien. Er wünschte
dem Bischof Glück, Gesundheit und ein friedsames Regiment. Die Übergabe der
Stadtschlüssel an den Bischof und ihre Rückgabe, die wechselseitige Eidesleistung,
wobei der Viztum den Eid für den Bischof „gestabt" hat, der Austausch von Geschenken
und das allzu schlicht als „Imbs" bezeichnete Mahl auf der Isenburg beendeten
die Zeremonie. Der Bischof war präsent, aber nicht handelnd, er ließ seine
Erklärungen durch seine Sprecher abgeben.

Am 3. August 1544 besuchte der Humanist und Theologe Konrad Pellikan (sein
Vater war und hieß Kürschner) seine Heimatstadt Rufach. Pellikan, ein Schüler
Reuchlins, später Guardian des Minoritenklosters in Basel, trat zum neuen Glauben
über, verheiratete sich, und genoß hohes Ansehen als Reformator, Kenner der
alten Sprachen und Kommentator der Heiligen Schrift. In Thomas Murners „Kirchendieb
- und Ketzerkalender" wurde er angeführt als „ein observandischer abtri-
niger ketzer und ein apostata in dryen sprachen". Im Jahre 1519 hatte der Bischof
einen des Luthertums verdächtigen Kaplan ins Gefängnis von Rufach einsperren
lassen. Aber diese Zeiten waren vorbei, der neue Glaube hatte sich weitgehend
durchgesetzt, und so überboten sich die Stadt und der bischöfliche Obervogt, um
dem berühmten Reformator, der als Latinist, Graecist und Hebraist sich Anerkennung
erworben hatte, einen ehrerbietigen und herzlichen Empfang zu bereiten,
über den der Gefeierte in seiner Hauschronik berichtete:8 „Tags darauf gaben die
Väter der Stadt mit dem bischöflichen Obervogte Herrn Wilhelm Böcklin mir zu
Ehren ein Mittag- und Abendessen im Amtshause. Böcklins erster Amtsschreiber
heißt Martin Mittersbach; beide sind sehr gelehrte und feine Männer. Nach dem
Mittagsmahle besuchte ich alle neuen und alten Zimmer im Schloß mit Genehmigung
des genannten obersten Beamten. . . Am 5. August lud uns der Obervogt
Böcklin zu Tische; wir speisten mit dem edlen Herrn im Schloß, ich, meine Schwester
, mein Sohn und mein Schwager. . . An dem gleichen Tage speisten ich und Valentin
wieder mit den Herren und dem Edelmann Böcklin im Amthaus".

Mit überschwenglicher Lobeserhebungen widmete der Breisacher Kandidat der
Theologie Johannes Gast dem „edlen, weisen und tapferen Präfekten des ganzen
Mundats" sein 1544 in Basel erschienenes Buch „De Anabaptismi exordio" und
gedachte seiner in seinem „Weiberspiegel". Böcklin hat dem aus bescheidenen Verhältnissen
stammenden Gast seine Förderung angedeihen lassen und ihn seiner
Freundschaft gewürdigt. Nun preist Gast seinen Patron, den die Natur selbst zu
Ehrbarkeit, Mäßigung, Seelengröße, Gerechtigkeit, zu allen Tugenden, durch die
ein hervorragender Mensch ausgezeichnet ist, vorgebildet habe. Böcklins angeborene
Beredsamkeit vermöge in seinem Staat soviel, wie das Schwert im Kriege. Wie
sehr sich Gasts Idealbild vom wirklichen Charakter Böcklins entfernte, sollte sich in
Kürze in verhängnisvoller Weise offenbaren.

Ein doppeltes Unheil zerstörte Böcklins Ruf acher Schloßidylle: Am 22. X. 1544
entriß ihm der Tod seine Frau Christina von Kippenheim. Kurze Zeit später nahm

8 Das Chronikon des Konrad Pellikan hgg. v. Riggenbach Basel 1877 S. 163 (lat. Text). Die Hauschronik
des Konrad Pellikan von Ruf ach. Deutsch von Vulpinus. Straßburg 1892, S. 151.

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