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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0031
Böcklin war bei seiner Ankunft in Küstrin mit „credenz Instruktion" und einer
mit Siegel und Handzeichen des Kaisers versehenen Antwort ausgestattet. Der
Markgraf wurde gebeten, durch geschickte Rittmeister 2000 Pferde zu beschaffen,
1000 von der polnischen Grenze und 1000 „mit Spießen und Schützenrüstung" aus
seinem eigenen Lande47. Böcklin hatte ein Schreiben, das seine Ankunft anzeigte,
mit den Worten geschlossen: „der Schimpf solle diese verzweifelten Leute gereuen,
die diesen Lärm in der deutschen Nation angefangen haben".

Von Berlin aus appellierte Böcklin am 7. Juli 1552 an den Markgrafen, er solle
sich durch solche Buben, die falsche Nachrichten verbreiten, nicht abhalten lassen,
sich zu erzeigen, wie einem frommen Fürsten des Reiches gebührt" 48.

Auch nach Böcklins Ankunft in Küstrin nahmen die Gespräche einen schleppenden
Verlauf, da sie offenbar vom Fortgang der Passauer Verhandlungen abhingen.
Der Kaiser wünschte, daß der Markgraf, falls die Verhandlungen in Passau mit
Kurfürst Moritz scheitern sollten, an der Exekution der „Acht und Aberacht" gegen
den Kurfürsten sich beteiligen sollte49. Der Kaiser war bereit, den Markgrafen als
Führer der 2000 Pferde anzunehmen, falls er mit dem üblichen Unterhalt anderer
Reichsfürsten zufrieden wäre, doch erschienen ihm die Bedingungen des Markgrafen
allzu beschwerlich. Bezüglich der Religion sollte der Markgraf für sich und
seine Untertanen „gnädiglich versichert" sein. In die Verhandlungen wurde auch
der in Prag weilende Schwendi eingeschaltet, dem der Markgraf versicherte, er
wolle „euers vaters (Böcklin) Zusage als Teutschen glauben und trauen"50. Der
Markgraf wünschte, falls er persönlich mit seinen Reitern erschiene, vor Gefängnis
schadlos gehalten zu werden, Ersatz bei Beschädigung seines Landes und eine Bestallung
mit „stat und amptgeld".

Damalige Recht- und Deutschschreibung mag aus einem Satz von Böcklins Schrei-
ben an den Markgrafen vom 6. August 1552 aus Kottwitz erhellen:

„Der Dirk (Türke) ist for der starken stat (Temeswar) in Ungarn abgezogen,
sagt mir der kingisch (königliche) bot; also, wan Frankfurt wirt halten,... so drag
ich sorg, daß frumb erlich mennlin im gelwen kleid (Kurfürst Moritz) werd die
krön noch so bald nit dragen; das in botz marter sehend"51. Auch nach Luthers
Bibelübersetzung bewahrte die alemannische Sprache noch ihre Eigenständigkeit,
sogar in ihren Flüchen.

Inzwischen hatte sich eine Einigung zwischen dem Markgrafen und König Ferdinand
, der flexibler und zugänglicher als sein kaiserlicher Bruder war, angebahnt,
doch der Markgraf legte Wert auf die allgemeine und die für den Feldzug bestimmte
besondere Bestallung durch den Kaiser. Diesem lag am baldigen Eintreffen
der angeworbenen Reiter, nicht jedoch am persönlichen Erscheinen des Markgrafen
. Nach des Kaisers Meinung sollte dieser zur Abwehr des Kurfürsten Moritz in
seinem eigenen Land verbleiben. Der Markgraf scheint inzwischen erkannt zu haben
, daß Schwendis Einfluß auf den Kaiser nachhaltiger war als der Böcklins. Er

47 Druffel II, 1569.

48 Druffel II, 1632.

49 Druffel II, 1656, Kaiser an Böcklin Lienz 15. VII. 1552.

50 Druffel II, 1703.

51 Druffel II, 1709.

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