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von Naumburg, der einmal Schiedsrichter zwischen den beiden „Schwehern" werden
sollte. An dieser Absicht des Kaisers wurde von Kurfürsten und Fürsten Kritik
geübt60. Bei der offenkundigen Schwachheit des Kaisers wollten die Stände sich nicht
durch einen Reichshofrat regieren lassen, zumal der Bischof von Arras das Szepter
in der Hand behielte und nur ergebene Räte zuzöge. Das heilige Reich befand sich
in unheiliger Verfassung. Seine Fürsten bekriegten sich, wie sie den Kaiser bekriegt
hatten. Bündische Zusammenschlüsse sollten den Landfrieden bewahren. Auf Einladung
des Königs und des Kurfürsten von Sachsen versammelten sich mehrere
Stände in Eger zur Aufrichtung eines Bundes. Der Reichsvizekanzler Seid prüfte
Vorteile und Nachteile dieses Bundes und riet zum Beitritt des Kaisers61. Böcklin
wurde wiederum nach Württemberg, der Konstanzer Hauptmann Spet nach Bayern
entsandt, um für den Beitritt zum Bund zu werben. Nach der Berechnung des Vizekanzlers
Seid könnte durch den Egerer Bund, falls der Kaiser ihm beiträte, ein
Heer von 4000 Pferden und 13 000 Knechten aufgebracht werden. Wenige Tage
zuvor hatte Kurfürst Moritz bei Sievershausen dem ständigen Unruhestifter Markgraf
Albrecht Alcibiades eine Niederlage beigebracht, war aber selbst an den erhaltenen
Wunden gestorben. Böcklins Werbung bei Herzog Christoph in Tübingen
blieb erfolglos. Christoph war einem änderen, dem Heidelberger Bund beigetreten,
über den Böcklin lachend sagte, „daß der gemeine Mann viel davon rede, und so
dem also wäre, wie der gemeine Mann davon redet, könnte man nicht spüren, daß
viel weise Leute dabei gewesen wären". Böcklin hatte, nicht das erste und nicht das
letzte Mal, beim Bechern (inter pocula) seinem Gesprächspartner einige vertrauliche
Mitteilungen über die Absichten der kaiserlichen Regierung gemacht, die dieser
prompt seinem Vetter und Bruder, dem Herzog von Bayern weitergab. Böcklins
Anfälligkeit gegenüber den Versuchungen des Pokulierens sollte sich bei der Erfüllung
seines nächsten Auftrags erneut erweisen. Der Cocktaildiplomatie von heute
ging der Wettstreit trinkfester und weniger resistenter Diplomaten voraus, bereit,
Geheimnisse zu wahren und sich gegenseitig zu entreißen. Dem Kaiser lag daran,
den längstversprochenen Reichstag einzuberufen. Seine Abdankung vorbereitend,
überließ er seine Vertretung seinem Bruder Ferdinand. Böcklin (der Kaiser nannte
ihn diesmal Pecklin) wurde beauftragt, die Kurfürsten aufzusuchen und sie um ihr
persönliches Erscheinen auf dem nach Augsburg einberufenen Reichstag zu bitten63.
Über die Ergebnisse dieser Reise berichtete der Rat Zasius am 24. VIII. 1553 dem
König64. Der Kurfürst von Köln gab „nach allerhand geheimer Handlung" seine
Zusage, der Kurfürst von Mainz gab nur eine bedingte, der von Trier wegen körperlicher
Zerrüttung keine Zusage. Pfalz versprach nichts, sondern stellte alles in
Zweifel.

Auf dem Wege nach Berlin zum Kurfürsten Joachim kam Böcklin durch Coburg,
das der nunmehr in Weimar residierenden ernestinischen Linie der Wettiner gehörte
. Der sächsisch-weimarische Burghauptmann Matthias von Wallenrode trak-

60 Druffel IV, 113, Zasius an König Ferdinand 23. IV. 1553.

61 Druffel IV, 128, 129, Note 1.
K2 Druffel IV, 197, 198.

R3 Druffel IV, 205, Kaiser Karl an König Ferdinand 23. VII. 1553, Brüssel.
" Druffel IV, 241.

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