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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0041
Die Krankheit des Erzbischofs veranlaßte die Brandenburger, die Einsetzung
des 21jährigen Enkels des Kurfürsten Joachim, Friedrich, zum Koadjutor zu betreiben
. Diesem Plan trat der Kurfürst von Sachsen im Verein mit dem Dompropst
Böcklin entgegen. Böcklin, auf frühere Projekte zurückgreifend, entwarf für das
Gebiet des magdeburgischen Stiftes einen Teilungsplan: Kursachsen sollte einen
Teil mit Halle, Kurbrandenburg einen anderen Teil erhalten, in den Rest des Erz-
stifts mit Magdeburg sollte ein unverheirateter Mann alsErzbischof eingesetzt werden
, das Bistum Halberstadt sollte der Herzog von Braunschweig als dritter Nachbar
erhalten. Unter dem unverheirateten Mann verstand der verwitwete Böcklin
offensichtlich sich selbst. Ohne die Domherren zu unterrichten, trat Böcklin durch
Vermittlung des Bürgermeisters von Leipzig, Hieronymus Lotter, in Verbindung
mit dem Kurfürsten August. Böcklin wurde dabei zur Wahrung der Anonymität
als „der bewußte Mann" bezeichnet84. Böcklin selbst trug seine Vorstellungen dem
Kurfürsten auf dem Reichstag, wohin er sich entsenden ließ, in Freiberg und später
in Dresden vor.

Ein an Intrigen und unverhofften Wendungen reicher Widerstreit der brandenburgischen
und kursächsischen Interessen vollzog sich in den nächsten Monaten.
Während die Brandenburger später Böcklin vorwarfen, er sei von Kurfürst August
bestochen worden, bot Mathias von Saldern, der im Dienste Brandenburgs stand,
Böcklin 5000 fl. Groschen, später 5000 fl. bar an. Aber Böcklins Ziel war weit höher
gestellt als auf schnöden Geldgewinn. Die Wahl zum Erzbischof eines räumlich reduzierten
Erzstifts hätte ihm Würde und Stellung eines Reichsfürsten verschafft.

Dem Drängen seiner Verwandten, den brandenburgischen Prinzen zum Koadjutor
zu bestellen, setzte der kranke Erzbischof Sigismund hartnäckigen Widerstand
entgegen. Am 13. IX. 1566 ereilte ihn der Tod.

Eine von Böcklin angeregte Zusammenkunft der beiden Kurfürsten in Sachsen
kam nicht zustande. Als Kurfürst August zur Verhandlung über Böcklins Teilungsplan
Gesandte nach Halle schickte, wo Böcklin mit zwei weiteren Mitgliedern des
Domkapitels sich aufhielt, lehnte Böcklin, um jeglichen Anstoß bei seinen Kollegen
zu vermeiden, jede Fühlungnahme mit ihnen ab, ja die Gesandten sahen sich zur
alsbaldigen Abreise veranlaßt. Der Kurfürst hatte in seiner Instruktion den Gesandten
aufgetragen, an Bestechungsgeldern nicht zu sparen, selbst wenn die Kosten
einige tausend Gulden betrügen.

Auf dem brandenburgischen Jagdschloß Grimnitz trafen sich die beiden Kurfürsten
. Kurfürst Joachim ging scheinbar auf die Teilungsvorschläge des sächsischen
Kurfürsten ein, jedoch mit dem Vorbehalt, daß dies gegen Kaiser und Reich zu
verantworten sei. Dieser Vorbehalt machte seine Zustimmung wertlos. Trotz aller
Gegenbemühungen Kursachsens, einer Eilfahrt des sächsischen Gesandten von Dresden
nach Halberstadt in zwei Tagen und drei Nächten, wählte das Magdeburger
Domkapitel am 8. Oktober 1566 in Halberstadt den brandenburgischen Prinzen
Joachim Friedrich zwar nicht zum Erzbischof, aber zum Administrator des Erzstifts
Magdeburg. Bei Antritt der Kurwürde hatte er die Administration niederzulegen
. Vergeblich hatte auf Anregung des kursächsischen Gesandten Sebottendorf

84 Gustav Wolf, Die Anfänge des Magdeburger Sessionsstreits St. 26 ff.

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