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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0066
Berthold nicht. Die wichtigsten Autoren, die sich in den letzten hundert Jahren zu
diesem Thema geäußert haben, sind:

J. Würdinger
Max Jähns

G. Köhler

H. Hansjakob
S. v. Romocki
F. M. Feldhaus

1868

1880 u. 1889
1887
1891
1895

1906 u. 1914

B. Rathgen
W. Hassenstein
H. J. Rieckenberg
Partington
Pope
u. a.*

1925 u. 1928

1940

1954

1960

1969

Unter ihnen sind keine zwei Autoren, die zu denselben Schlußfolgerungen gekommen
wären. Hansjakob datiert Berthold zeitlich auf das Jahr 1245, Jähns auf
etwa 1300, Romocki schließt sich Hansjakob weitgehend an, datiert Berthold aber
auf etwa 1300 wie Jähns. Feldhaus hält die Angaben der frühen Autoren für richtig
und nimmt 1380 für die Erfindung als maßgebend an, die Initiatoren des
Schwarz-Denkmals in Freiburg (1854) hielten sich, auf eine Angabe des Malleolus
(Felix Hemmerlin) gestützt, an die Zahl 1354.

Hassenstein hält die Pulvererfindung für eine Teamarbeit diverser Mönche, die
unter dem Gruppenspeudonym „Berthold" zusammengefaßt seien, Partington und
mit ihm Dudley Pope halten Berthold für nicht historisch. Nur Rieckenberg nimmt
eine Sonderstellung ein, er glaubt, daß Berthold um 1325 gelebt haben müsse, weil
aus jener Zeit eine erste Abbildung eines Pulvergeschützes von Walter de Milemete
existiert. So hält er Berthold für identisch mit einem Konstanzer Mönch Berthold
aus der Familie von Lützelstetten, der zwischen 1294 und 1326 urkundlich erwähnt
ist.

Stellen wir in diese Reihe noch die Angabe des Franzosen Petrus Ramus, der in
der Bartholomäusnacht umkam, und berichtet hatte, das Pulver sei um 1400 erfunden
worden, so umfaßt der Zeitraum, den man Berthold zugesteht - falls man ihn
für historisch hält - runde 150 Jahre. Diese eklatante Diskrepanz mußte natürlich,
solange die wirkliche Erfindung des Berthold nicht erkannt war, zu jenen modernen
Auffassungen führen, wonach Berthold nicht historisch ist. Eine Figur der Fabel,
ein „erfundener Erfinder", wie Feldhaus bemerkt.

Die hervorragend illustrierten Bände von Pope (Feuerwaffen) und Buntz u. a.
(Alchimia) nennen Berthold legendär, Charles Reichen in seiner kurzen „Geschichte
der Chemie" ebenfalls, Reinhard Federmann in seiner „Königlichen Kunst" erwähnt
Berthold überhaupt nicht - kurz: Man weiß nicht, was man mit Berthold
anfangen soll. Niemandem aber, zumindest keinem Autoren, der fundiert sein will,
kann man verübeln, wenn er Vorsicht walten läßt. So sprechen sich die neueren
Chemiebücher, soweit sie das Thema erwähnen, ebenso unklar aus wie die gängigen
lexikographischen Werke, deren Angaben letztlich aus der genannten Literatur zusammengestellt
sind.

Die Ursachen liegen in der völligen Unsicherheit aller Autoren darüber, was
eigentlich Berthold nun erfunden hat. Diese Unsicherheit hat dazu geführt, daß der
Normalgebildete Berthold zwar für den Erfinder des Schießpulvers hält, aber im

Siehe das Literaturverzeichnis am Schluß des Beitrages.

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