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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0071
ben unter Batu Sprengminen verwendet, die nach v. Rimscha (Geschichte Rußlands
) eingesetzt und als Temudschins (bestes Eisen) bezeichnet worden sind. Sie
scheinen mit den Tschin-tien-luis identisch gewesen zu sein.

Diese Sprenggefäße bestanden aus zwei pulvergefüllten, aufeinandergelegten
Metallschüsseln, die mit Draht oder Seil umwickelt und dann gezündet wurden.
Ihr Gebrauch setzt die Kenntnis einer Zündschnur voraus (vgl. Abb. 2). Seltsamerweise
ist diese Waffe wieder außer Gebrauch gekommen. Man hätte an ihr die hohe
Treibwirkung eingeschlossener Pulvergase erkennen können. So blieb die Entdek-
kung des Geheimnisses Berthold vorbehalten.

Rakete und Sprenggefäß waren Zufallsentdeckungen, aber der enge Rahmen dieses
Beitrags verbietet es, darauf einzugehen. Um 1259, im ersten Jahr der Periode
Kai-king, benutzen die Chinesen eine neue Waffe, den To-ho-tsiang, die Lanze des
fliegendes Feuers. Ein etwa 1,5 Meter langes, einseitig geschlossenes, weites Bambusrohr
, das man schräg gegen den Erdboden stemmte. Es wurde zuvor mit einer
Ladung aus Salpeter-Schwefel-Harz-Öl gefüllt, das knotig verarbeitet war. Nach
dem Zünden flogen unverbrannte Teile der Ladung bis 100 Meter weit, wo sie weiterbrennend
Zelte, Palisaden usw. in Brand stecken konnten. Ein eigentliches Geschoß
enthielt der To-ho-tsiang nicht, er zählt daher zu den Flammenwerfern (Abb.
3). Die Mongolen verwendeten ihn wahrscheinlich 1268 und 1273 bei der Belagerung
der Doppelstadt Fan-tsching und Siang-Yang unter Kublai Chan und Ali-
haya. Marco Polo erwähnt diese Waffe. Die Chinesen sind mit ihren pyrotechnischen
Entwicklungen nicht mehr weitergekommen. Es gibt auch — entgegen einer
häufig geäußerten Ansicht - keinen Hinweis über eigene indische Waffen- bzw.
Raketentechniken. Die Kanone wurde Jahrhunderte später aus Europa nach China
gebracht.

Den Chinesen gebührt unbestreitbar das Verdienst, den Salpeter, der dort als
Nitratgemisch natürlicher Konvenienz vorkommt, als ein neues Salz mit unbekannten
Eigenschaften entdeckt und nutzbar gemacht zu haben. Brennstoffe waren in
diesen Pulvergemischen nur Schwefel, Harze oder öle. Der wichtige Kohlezusatz
ist nirgendwo beschrieben. So kann man vorerst nur von schießpulverähnlichen Mischungen
sprechen. Sie besaßen als erste die kleine, pulvergefüllte Rakete mit Pergament
- oder Papierumhüllung, die aus einem Brandpfeil entwickelt wurde. Um
1270 ist ein erstes, feuerwerfendes Rohr nachweisbar, der To-ho-tsiang.

Die Kenntnisse der Chinesen sind von den Mongolen und Arabern übernommen
worden. Abd Allah, der sich Ibn Albaythar nannte, schrieb vor 1248, also nach der
Schlacht von Pien-King eine Art Enzyklopädie der Botanik und Arzneimittelkunde
. Er erwähnt darin als erster den Salpeter, nennt ihn einmal „Schnee von China"
und an anderer Stelle „barud", die Ausbühung des Steines von Assios. Nun war
aber Barud = spuma nitri oder aphronitron nichts anderes als ein lange bekanntes
Gemisch von Alkalicarbonaten. Dieser Irrtum Ibn Albaythars hatte Folgen: Wenn
der Name „Salpeter" in irgendeiner Form früher auftaucht, bedeutet das „Carbo-
nat", wenn er später in Schriften genannt wird, bedeutet es „Nitrat", also ein Salz
der Salpetersäure. So ist der Salpeter schon 1000 v. Chr. in der indischen Sussata
erwähnt, das Wort bedeutet lediglich „Carbonat" im heutigen Sinn. Dieses Sal
petrae = Steinsalz (Laugenstein) leitet sich vom natürlichen Vorkommen in Assios

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