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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0074
Dinge: Da bietet sich ein Magister bombardarum mit Namen Rinaldo da Villa-
magna dem Rat von Florenz an, er wolle „pilas seu palloctas ferreas et canones de
metallo" herstellen. Und im selben Jahr entsteht in England die Schrift „De offi-
ciis regum" des Walter de Milemete, und 1326/7 eine zweite „de secretis". In jeder
der beiden Handschriften befindet sich eine Malerei, die ein liegendes, vasenförmiges
Geschütz darstellt, das mit einem Pfeil oder Bolzen als Geschoß bestückt ist.
Um diese beiden Darstellungen ist viel diskutiert und gestritten worden, besonders
Guttmann, Rathgen, Feldhaus und Partington haben sich damit befaßt.

Geht man aber davon aus, daß die Frühform des Geschützes nicht europäischer,
sondern orientalischer Herkunft ist, ferner, daß es sich bei dem Milemete'schen Flaschengeschütz
um eine Niederdruckwaffe handelt, so läßt sich ein Zusammenhang
mit dem madvaa der Araber herstellen. Unter der christlichen Reconquista fanden
ständige Kämpfe in Spanien statt. 1325 wurden die Städte Baza und Martos berannt
. Die angreifenden Mauren benutzten nach zeitgenössischen Berichten in großer
Zahl Feuerwaffen - machinas de truenos -, die „viele Donner und Eisenklumpen
" in die Stadt warfen. Die Berichter schreiben von großen Schwierigkeiten, die
die Mauren den Christen damit bereiteten. Es scheint, als habe der massierte Einsatz
dieser Werfer das Interesse der Christen dafür erweckt, sicher fielen ihnen auch
solche machinas de truenos in die Hände. Die Auffassung Köhlers, wonach die
Schußwaffe über Spanien nach Europa kam, ist trotz Rathgens heftigem Widerspruch
richtig. Mit einer Einschränkung jedoch: Das Pulver war den Europäern
schon länger bekannt. Die Herstellung eines solchen madvaa war verhältnismäßig
einfach, was lag also näher, als diese Kugel- oder Pfeilwerfer nachzubilden? Man
bohrte Holzrohre zylindrisch aus oder goß, wie in Florenz, eiserne oder bronzene
Rohre. Zum Schießen brachte man in den hinteren Teil, die „canona", Pulver ein
und steckte dann einen Pfeil oder Bolzen darauf, oder auch einen oder mehrere
Steine. Alle diese Ladearten sind bezeugt. Die Dichtung und Festlegung des Geschosses
im Rohr erfolgte mit eingepichten Lappen oder Werg. Die Rohre mögen
eine Weite von 6-8 cm und eine Länge von 80 cm gehabt haben, damit die Bolzen
gut gehaltert waren.

Es ist nicht bewiesen, aber wahrscheinlich, daß diese Waffe aus Spanien nach
Europa kam. Der konstruktive Zusammenhang mit dem madvaa ist zu offensichtlich
(Abb. 6). Ihr fast gleichzeitiges Auftreten in Italien, England, Deutschland
und den Niederlanden spricht ebenfalls für diese Annahme. Wenn es eine Zeit
gegeben hat, in der der Ursprung der Feuerschützen und Büchsenmeister zu suchen


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