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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0077
sich aus. Das ist mit Sicherheit der Grund, weshalb die alten Chronisten die Erfindung
des Schießpulvers und der Feuerwaffe auf das Jahr 1380 datieren.

Berthold ist der Erfinder dieser furchtbaren Waffe, die jede Mauer brechen
konnte. Er erkannte auch, daß zur Herstellung des Schießpulvers nur drei Bestandteile
erforderlich sind: Salpeter, Schwefel und Kohle. Er fand auch - und sicher erst
nach längeren Schießversuchen — die für seine Büchse optimale Pulverzusammensetzung
, die verhältnismäßig wenig Salpeter enthielt, und dies wahrscheinlich, weil
die ersten gegossenen, eisernen Geschütze den auftretenden Drucken nicht standhielten
. Das Feuerwerkbuch des unbekannten Autors, dessen Original nach 1390
und vor 1400 entstanden sein muß, und der schon erwähnte Bericht des Domherren
Felix Hemmerlin (Malleolus) aus Zürich in seinem „de nobilitate et rusticitate dia-
logus" 1450 sind die ältesten Zeugnisse über Berthold. Hemmerlin war es, der geschrieben
hatte, Berthold habe seine Erfindung „innerhalb zweihundert Jahren"
gemacht. Daher nahm man an, dies bedeute in der Mitte zweier Jahrhunderte, und
weil man denDialogus auf 1454 datiert hatte, kam als Erfindungsjahr 1354 heraus.
Durch diese Datierung ist 1854 das Denkmal in Freiburg errichtet worden. So sind
die Jahreszahlen 1380 und 1354, obwohl zeitlich fast zutreffend, in ihrer Begründang
unhaltbar.

Die Steinbüchse ist um 1375 bekannt geworden und hat sich sehr rasch über
Europa verbreitet. Die Arbeiten Bertholds dürften daher um 1365 begonnen haben
und um 1370 in ihre entscheidende Phase eingetreten sein. Berthold mußte sowohl
seine anfänglichen Druckmörser wie sein späteres Experimentiefgeschütz von
einem fachkundigen Mann herstellen lassen. Vielleicht hat er sich dabei auch der
Kenntnisse eines erfahrenen Büchsenmeisters bedient. Man muß daher die Möglichkeit
in Betracht ziehen, daß er seine Erfindung in Stufen bekanntgab. Der Bericht
Hemmerlins, er habe seine Erfindung „stetig" verbessert, deutet daraufhin.

Wenn man sich somit auf ein bestimmtes Erfindungsjahr festlegen will, so würde
ich den Zeitraum „um 1370" für die sicherste Datierung halten. Sie ist nicht aus den
Daten alter Autoren, sondern aus den Fakten abgeleitet, die wir besitzen. Hier ist
jedoch interessant, daß Feldhaus einen arabischen Autor nennt, der im Jahre 1635
schrieb, das Pulver und Geschütz sei vor 265 Jahren — also 1370 - von einem deutschen
Mönch erfunden worden.

Aber wir besitzen von Berthold noch ein anderes Datum, das jetzt an Bedeutung
gewinnt: sein Todesjahr. Der Büchsenmeister Franz Helm aus Köln schrieb zwischen
1525 und 1537 mehrere Bücher, in deren einem er Berthold erwähnt. Er bezieht
sich dabei auf ein nicht mehr vorhandenes Manuskript von 1444, von dem
ihm eine Abschrift aus dem Jahre 1451 vorlag.

Helm schreibt: „Wer das Pulver und das Geschütz erdacht und erfunden hat ist
ein Bernhardinermönch mit Namen Berchtoldus niger (Barchtoldus nigersten) gewesen
... da man zählt das 1380 Jahr ... und . .. von wegen der Kunst... gerichtet
worden vom Leben zum Tod im 1388 Jahr."

Einem anderen Bericht aus dem 17. Jahrhundert folgend, soll Berthold 1389 von
dem grausamen Kaiser Wenzel in Prag dem Henker übergeben worden sein. Der
Grund für eine Verurteilung sei kurz gestreift: Die Ausübung der Alchemie war
vom Vatikan mehrfach verboten worden. Es gab außerdem einen lateranischen

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