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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0090
Bahnfahrt kam er am 26. Mai 1925 morgens in Pesj an, einer kleinen Station, in
deren Nähe sich ein Sägewerk der Mologa AG befand.

Dort sollte er von nun an arbeiten, zunächst unter schwierigen Bedingungen,
auch was Unterkunft und Verpflegung anlangte. Die Eintragungen im Tagebuch
werden seltener. Ein Zirkus im benachbarten Jachnowo, ein Besuch leitender Herren
der Mologa AG, eine Einladung zum Essen bei einer russischen Familie, eine
Reise nach Solzi am Wolchow,10 eine Augenerkrankung, zu deren Behandlung er in
das 60 Kilometer entfernte Kaboscha fahren mußte, das scheinen die einzigen Unterbrechungen
seines Arbeitsalltags im weitern Verlauf des Jahres 1925 gewesen
zu sein.

Den Winter 1925/26 verbrachte er in Woronesh, rund 500 Kilometer südlich von
Moskau, wo er im Werk Ostroshka arbeitete. Ende März 1926 kehrte er über Moskau
und Leningrad wieder zurück nach Pesj, „der alten Einsamkeit". Hier hatte
der Betrieb trotz des Winters Fortschritte gemacht: Das Sägewerk war auf drei
Gatter erweitert, für Rümmele und seinen Kollegen Faißt stand ein neugebautes
Wohnhaus bereit; außerdem wartete eine Köchin auf sie. „Sie kocht sehr gut und
reichlich, was wir nach langer Entbehrung wieder einmal nötig haben. Es kostet ja
allerdings etwas mehr, aber hungern möchte ich nun doch nicht", schreibt Rümmele
an seinen Bruder in Ehrsberg. Im selben Brief muß er mitteilen, daß eine geplante
Reise in die Heimat des großen Arbeitsanfalls wegen nicht stattfinden kann. Hier,
im Frühjahr 1926, enden die Tagebuchnotizen. Das Datum seiner Rückkehr geht
aus den Unterlagen nicht hervor. Es fiel aber vermutlich mit dem Zeitpunkt der
Auflösung des Unternehmens zusammen.

Das Ende des Unternehmens11

Rümmeles Briefe und Notizen geben aus der Sicht des Augenzeugen einiges von
den Schwierigkeiten der Mologa AG wieder, die die Geschäftsleitung offenbar nicht
richtig eingeschätzt hatte. Die langen Transportwege, die unzureichenden Beförderungsmittel
und die ungenügende Kapazität der Bearbeitungsbetriebe hatten dazu
geführt, daß der Wert der Produktion im zweiten Geschäftsjahr 1924/25 nur
knapp den Wert erreichte, den man sich allein für den Export erhofft hatte, etwa
4,5 Millionen Rubel. Riesige Mengen unbearbeiteten Holzes lagerten an den Einschlagplätzen
. Die Geschäftsleitung suchte in dieser Lage zunächst, günstigere Bedingungen
bei den sowjetischen Partnern auszuhandeln, um- die Produktion, wenn
schon nicht rentabel, so doch billiger zu gestalten. Sie erhielt von den Sowjets zu-

10 Dort arbeitete schon ein viergattriges Sägewerk der Mologa AG. Zusätzlich sollte ein Holzverarbeitungswerk
entstehen.

11 Als Grundlage zu diesem Kapital diente das gesamte bereits zitierte Material sowie mündliche Auskünfte
von Herrn August Faller, Saig, Inhaber des Sägewerks Glashof bei St. Blasien und Sohn des Unternehmers
Paul Faller, Freiburg, der sich seinerzeit an der Mologa AG beteiligt hatte. Herr August Faller hat
persönliche Erinnerungen an die Mologa AG. Er besitzt noch Akten über den Geschäftsverkehr der Firma
Faller mit dem Unternehmen, die er für diesen Aufsatz freundlicherweise zur Verfügung stellte.

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