Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0016
nach den Regeln der Anciennität der 75jährige Ignaz Freiherr Rinck v. Balden-
stein, ein in den Ordensgeschäften wohlerfahrener Mann, der sowohl die Verhältnisse
in Malta wie in Deutschland gut kannte. Der pflichtbewußte, aber eben doch
schon sehr alte Herr, trat ein übles Erbe an. Sein Fürstentum war durch die dauernden
Kriege verarmt, die elsässischen Kommenden waren verloren, die Kasse durch
die Unterstützung vertriebener Ritter fast leer, die Verbindung mit Malta war fast
abgebrochen, und die Zukunft des Ordensgebietes bei der bevorstehenden Neuordnung
Deutschlands konnte nur düster erscheinen. Dem Großprior standen neben
fünf Priesterkomturen 22 Profeßritter zur Seite, also jene adligen Ordensmitglieder
, die alle Gelübde abgelegt hatten. Alters- und rangmäßig standen ihm am nächsten
die beiden elsässischen Freiherrn Truchsess v. Rheinfelden, die aber wenig aktiven
Anteil am Geschehen nahmen. Ihnen folgte Johann Baptist v. Pfirt-Kars-
pach, in der französischen Form seines Namens meist der Bailli de Ferrette genannt.
In diesem kleinen Männchen lebte ein unbezähmbarer Wille zu überleben, und
zwar unter allen Umständen. Er war der Sohn eines Breisgauer Ritterschaftspräsidenten
, hatte meist in Paris gelebt, bis er 1792 nach London emigrierte. Von dort
zog er sich nach Freiburg zurück und skandalisierte seine Umgebung durch eine
enge Freundschaft mit der sog. Madame d'Ettlinger, der Witwe des letzten Freiherrn
v. Dettlingen, über die mancherlei Gerüchte zirkulierten. Sein oft mit ihm
verwechselter Vetter Johann Jacob v. Pfirt-Blumberg war ihm ganz unähnlich, ein
Mann von absoluter Rechtlichkeit, dessen Rat in Heitersheim viel gesucht wurde.
Ebenfalls in ständiger Verbindung mit dem Großprior stand Flaxlanden, vermutlich
der beste politische Kopf des Ordens. Von seinem Vorgänger hatte Rinck Albrecht
v. Ittner als Kanzler übernommen, der sich als Humanist, Freund der Natur
und der Poesie einen großen Freundeskreis geschaffen hatte. Ittner war aber auch
ein Mann von außerordentlicher Menschenkenntnis und war fähig, für seinen betagten
Fürsten die Geschäfte in dessen Sinn zu führen, ohne eigennützige Ziele zu
verfolgen. Mit Pfirt-Blumberg verband ihn die gleiche Anschauung von Menschen
und Dingen sowie die Freude an gepflegter Sprache. Flaxlanden stand ihm wohl
als Politiker am nächsten; außerdem verband sie die Zugehörigkeit zur Loge. Die
übrigen Ordensritter spielten keine besondere Rolle. Zwei von ihnen hatten sich
durch ihr Verhalten während der Revolution disqualifiziert. Die anderen wurden
jeweils dann eingesetzt, wenn sie in speziellen Fällen über besondere Verbindungen
oder Fähigkeiten zu verfügen schienen.

Der Frieden von Campo Formio hatte den ersten Koalitionskrieg beendet. Auf
dem Kongreß zu Rastatt sollten die Fürsten entschädigt werden, die links des
Rheins Besitz verloren hatten. In seiner Eigenschaft als Reichsfürst schickte Rinck
eine Delegation, die erst von Franz-Philipp v. Schönau und später von Pfirt-Blumberg
geleitet wurde. Als Sekretär fungierte der Chevalier de Bray, ein gewandter
Diplomat, der schon lang im Dienst des Ordens stand. Außerdem entsandte man
den Komtur Ludwig-Adam v. Loe, der gut französisch sprach. Auch sei er, wie Ittner
schreibt, Untertan des Königs von Preußen und spräche daher den Dialekt dieses
Landes, was den Umgang mit preußischen Diplomaten erleichtere. Sehr bald erwies
sich, daß die Stellung der Ritterorden sehr schwach war, so daß die Vereinigung
des Malteser- und des Deutschen Ordens erwogen wurde. Rinck war der Idee

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