Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 106
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rhein verkauften oder vertauschten. In Prinzbach, von der Geroldseck dem Kinzigtal
zu, entstand, wie im Münstertal, eine Bergbaustadt, und daß viele Burgen zur
Sicherung des Bergbaus erbaut wurden, ist eine altbekannte Tatsache. Die Gruben
im Witticher und im Schapbacher Revier gehören erst dem 15. Jahrhundert an. Sie
erbrachten vornehmlich silberhaltigen Bleiglanz.

Wenden wir uns nun dem Bauern und seinem Hof zu, wie sie uns in den Urbaren
des 13. und 14. Jahrhunderts entgegentreten: Gothein hat festgestellt, daß von den
ursprünglich angelegten Höfen ein großer Teil schon bald wieder abgegangen sein
muß. Den Grund dafür sieht er in einer freilich verständlichen — Fehlplanung:
Der Bauer sollte sein gutes Auskommen haben und bekam einen geschlossenen Hofbezirk
zugeteilt, wobei sicher auch an den Zins gedacht war, den die Herrschaft davon
würde einziehen können. Man ging dabei wohl aus von den Erträgen eines
Hofes im Altsiedelland, bestenfalls von denen im Dreisamtal, die in ihrer Struktur
ja schon nicht mehr denen in der Rheinebene entsprechen. Die Schwarzwaldhöfe
konnten aber unmöglich die gleichen Ernten aufweisen und wurden erst lebensfähig
, als sie sich in das durch die abgegangenen Höfe freigewordene Land teilen
konnten. Immer wieder mußte durch Weide- oder Reutebrennen neues Land gewonnen
werden.

Waren sie nur Bauern, die die Höfe bewirtschafteten? Hatte man nur Bauern zur
Rodung und zur Ansiedlung herangeholt? Es fällt auf, daß unter den Bauern des
Klosters St. Märgen schon am Ende des 13. Jahrhunderts Namen erscheinen wie
carnifex, faber, piscator, neben einem „glazarius" kommt zweimal der „vitrifex"
vor. Es gibt einen molitor ,einen serrator, einen sutor und einen currifex, endlich
auch einen textor. Mag der eine oder andere dieser Leute seinen Namen von seiner
oder seiner Familie Tätigkeit im Altsiedelland herleiten, daß sie ihn dann beibehielten
, legt die Vermutung nahe, daß sie sie im Rodungsgebiet fortführten, das ja
auch solche Leute brauchte.

Später entwickeln sich aus solcher Tätigkeit eigene Berufe. Die Eisenförderung
legt es nahe, den Bedarf an notwendigen Gütern selbst zu decken. So entsteht im
Hauensteinschen das Gewerbe der Nagelschmiede. Die Verarbeitung des Eisens
führt später zur Herstellung von Drahtzügen und zur Stahlfabrikation, in Freudenstadt
blüht ein Messerschmiedehandwerk. Im Lande gewachsen ist auch die
Löffelmacherei, die teils aus der Schneflerei, teils aus der Eisenverarbeitung erwächst
. Die Glasmacherei entwickelte sich zu einer wahren Industrie, vernichtet
ganze Wälder und weicht dann an andere Plätze aus, so daß Bauern die gerodeten
Gebiete in Besitz nehmen können. Solchem Vorgang verdankt z. B. Altglashütten
sein Entstehen. Viel ist nicht übrig von diesen Betrieben: außer zahlreichen Flurnamen
und einigen Ortsnamen vielleicht noch die eine oder andere Hütte, wie die
in Äule. Für den Absatz des Glases sorgten die Glasträger, die sich zu Gesellschaften
zusammenschlössen und den später außerordentlich lebhaften Glas- und Uhrenhandel
ins Leben riefen, gleichzeitig aber auch für den Absatz der im Schwarzwald
verfertigten Holzwaren, Strohhüte und Löffel sorgten. So wurden die Erzeugnisse
des Schwarzwaldes Fernhandelsobjekte und gingen bis nach Rußland und

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in die lurkei.

Die Uhrenindustrie des Schwarzwaldes ist verhältnismäßig jungen Ursprungs.

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