Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 410
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0416
Aufgabe widmete, galt er seinen Kollegen als Einzelgänger, kam hinzu, daß Hug
als Vorsteher des Domkapitels (inzwischen war das Freiburger Erzbistum begründet
worden) nur noch wenig Einfluß innerhalb der Universität hatte. Schreiber
hatte sich zu allem hin gegen die Ewigen Gelübde der Kirche und in Sonderheit gegen
das Priesterzölibat gewandt, in der Folge zeichnete sich rasch ab, daß er, von
der Fakultät und vom Erzbistum fallen gelassen, auch von der an und für sich liberal
gesinnten Großherzoglichen Regierung (Minister von Reitzenstein) nicht gehalten
werden konnte. Selbst sein Ubertritt von der theologischen zur philosophischen
Fakultät konnte hier auf Dauer nicht helfen. Seine moraltheologischen Lehrbücher
waren einer bischöflichen Zensur unterworfen worden, das Beweismaterial, ihn
seiner Vorlesungen zu entbinden, häufte sich, auch die Tatsache, daß sein Nachfolger
als Moraltheologieprofessor, Johann Baptist Hirscher, anfänglich gestand, er
teile hinsichtlich des Zölibats an und für sich durchaus die schreiberschen Ansichten
(doch Hirscher ließ sich von seinen Kollegen „bekehren", das heißt „ultramontan"
umstimmen), konnte nicht weiterhelfen. Zunächst las Schreiber vorwiegend historische
Hilfswissenschaften (Diplomatik, Handschriftenkunde, Numismatik), doch
auch über deutsche und keltische Altertumskunde sowie erneut über die Geschichte
der älteren und nunmehr auch der neueren deutschen Sprache und Literatur - alles
in allem ein Glücksfall, da er hier ja weit mehr als auf philosophisch-theologischem
Gebiet zu geben hatte!

Erneute Konflikte löste die Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier im Jahr 1844
für Schreiber aus - „der Gözendienst, der damit getrieben wurde, hatte bekanntlich
in vielen gebildeten Katholiken eine tiefe Entrüstung hervorgebracht. . . Schreiber
zeigte an Ostern 1845 dem Erzbischof seinen Ubertritt zur deutsch-katholischen
Kirche an . . ." (so J. Rauch, „Heinrich Schreiber. . . Ein Lebensabriß", in: „Zeitschrift
der Gesellschaft für Beförderung der Geschichte-, Alterthums- und Volkskunde
von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften", 3. Bd.,
1874). Die Folge davon war, daß man seine Vorlesungsankündigungen zum Sommersemester
im Namen des Prorektors (Schwörer) am Tag des Vorlesungsbeginns
entfernte, was für den Betroffenen um so bitterer war, als Schwörer in den dreißiger
Jahren noch besonders radikal-liberal gesonnen war. Der Universitätskurator
konnte Schreiber - oder er wollte ihn - nicht schützen: am 23. Mai ging man noch
einen Schritt weiter, indem man seine in die Privatwohnung verlegte Ethikvorträge
verbot, ja die Vorankündigungen seiner Wintersemestervorlesungen aus dem Verzeichnis
seitens des Ministeriums strich, im Oktober desselben Jahres entzog ihm
der Großherzog den Titel eines Geistlichen Rates - derselbe Großherzog Leopold,
den Schreiber anläßlich seines Regierungsantritts und Freiburgbesuches anno 1830/
31 mit einer Rede „Uber den Geist der Stiftung der Universität" offiziell hatte
begrüßen dürfen! Am 16. Januar 1846 wurde Schreiber alsdann in den einstweiligen
Ruhestand versetzt. Eine in Aussicht gestellte Weiterverwendung erfolgte
nicht, allerdings war ihm eine Stelle im Karlsruher General-Landesarchiv angeboten
worden, doch diese hatte Schreiber in der Hoffnung auf seine Reaktivierung an
der Freiburger Universität ausgeschlagen: nur so hätte er eine Wiedergutmachung
der mißachteten Lehrfreiheit anerkannt.

Die schreiberschen Erwartungen auf nachhaltige Erfolge der Deutschkatholiken

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