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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0020
nung" von 1500 verpflichtete nämlich die vier „Wechselherren",
Einlagen entgegenzunehmen und zu verzinsen. Das war damals, als
das kirchliche Zinsverbot noch in voller Kraft war und Juden und
Langobarden einträgliche Geschäfte sicherte, eine sehr ungewöhnliche
und vermutlich sogar recht mutige Schöpfung, die bis heute
einmalig geblieben ist, denn es konnte bislang nirgendwo etwas
Ähnliches entdeckt werden. Mit der modernen Sparkasse teilte der
Stadtwechsel nicht nur Funktion und öffentlichen Auftrag, sondern
es gibt in den Quellen auch überraschende Anklänge an das,
was man später über die Sparkassen schrieb. Denn wenn damals
von „Mehrung des gemainen Guts" die Rede war und von „ge-
mainer Stadt Nutz und Ehr", dann ist das nicht viel anderes als
die „Gemeinnützigkeit" späterer Jahrhunderte. Der Stadtwechsel
existierte rund anderthalb Jahrhunderte lang und ging in den
Wirren des Dreißigjährigen Krieges unter4.
Die Beurbarungsgesellscbaft Als man ungefähr 150 Jahre später daran dachte, ein Institut zu

von 1790 schaffen, das ebenso wie der alte Stadtwechsel unter öffentlicher
Kontrolle Einlagen entgegennehmen sollte, da bestimmte man die
„Beurbarungsgesellschaft" zur Trägerin, ebenfalls ein Freiburger
Spezifikum5. Sie entstand, als die 12 „Zünfte" der Stadt im Jahre
1790 die Urbarmachung gewisser Teile des Allmendbestandes der
Stadt erzwangen. Diese sogenannten „Ödfelder" waren in den
kriegerischen Verwicklungen des 17. und 18. Jahrhunderts entstanden
, insbesondere aber als man 1744 einen großen Teil der Festungsanlagen
niederlegte. Die von der österreichischen Landesherrschaft
mehrfach befohlene landwirtschaftliche Erschließung
kam jedoch jahrzehntelang angeblich deswegen nicht in Gang,
„weil die begüterte Klasse der hiesigen Einwohner durch die Vermehrung
der Aecker und Wiesen eine Verunwertung der Privatgüter
befürchtete..."6 1790 war es dann aber doch soweit: Die
Bürgerschaft brachte durch Umlagen einen Teil des erforderlichen
Kapitals zusammen, nahm für den restlichen Finanzbedarf Kredite
auf und gründete so am 26. Juli 1790 ein gemeinnütziges Unternehmen
, das das Ödland urbar machte und verpachtete. Die wirtschaftlichen
Ergebnisse waren ausgezeichnet. Schon 1791 gab es
die ersten Überschüsse, und da die „Beurbarungsgesellschaft" im
Besitz der Bürgerschaft blieb, benutzte man diese Einkünfte zur Finanzierung
der verschiedensten öffentlichen Ausgaben: Bau des
Ihre gemeinnützigen Bertoldsbrunnens, Vergrößerung des Waisenhauses, Gestaltung
Leistungen des Karlsplatzes, Bewaffnung der Bürgermiliz, Kriegslieferungen,

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