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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0060
dere Ansprüche stellte als das gutbürgerliche Freiburg, so müssen
wir weiterfragen, woher die Spargulden kamen. Nun, neben dem
kontraktbedingten Geldlohn empfing der Dienstbote ja vielleicht
noch sachliche Zuwendungen, Kleider und Wäsche z.B., die die
Herrschaft abgelegt hatte. Darüber hinaus aber scheint eine Quelle
von Nebeneinnahmen ganz munter gesprudelt zu haben, die
Trinkgelder nämlich, die offenbar so verbreitet waren, daß man sie
im strengen Norddeutschland geradezu für unmoralisch erklärte9.
Schließlich ist auch nicht auszuschließen, daß man noch irgendwo
ein wenig nebenher verdiente, als Aushilfe im Gastgewerbe vielleicht
, wie das aus Bremen berichtet wird10.

Letzten Endes aber bleibt all das ein Ratespiel, und wir müssen
zugeben, daß wir nur auf Spekulationen und Mutmaßungen ange
wiesen bleiben. Sicheren Boden erreichen wir erst wieder mit den
Zahlen der Sparkassengeschäftsbücher, und diese erscheinen nun
vielleicht sogar noch wertvoller, nachdem wir feststellen mußten,
wie wenig die einkommensgeschichtlichen Quellen hergeben. Hier
nämlich erfahren wir zumindest, was schließlich „unter dem
Strich" übrigblieb, und sehen, daß das eigentlich beträchtlich mehr
war, als man nach unseren Kenntnissen über die Einkommen vermuten
dürfte.

Die Geschäftsbücher der Sparkasse sind also eine wirtschafts
und sozialgeschichtliche Quelle, aus der wir ungemein viel über die
wirtschaftliche Lage derjenigen Bevölkerungsschichten erfahren
können, von denen wir so herzlich wenig wissen, und wenn wir
endlich davon abkommen, die Geschichte als ein Sammelsurium
von Schlachten und Herrschern anzusehen, dann haben wir hier
eine Quelle von ungemein hohem Wert. Ihre Bedeutung besteht
letzten Endes vor allem darin, daß sie uns über eine so große Anzahl
von Personen informiert, wo wir bisher nur auf die Sammlung zufälliger
Nachrichten über Einzelfälle angewiesen waren. Eine große
Zahl - wirklich? Welches Gewicht hatten die Freiburger Sparer
denn überhaupt unter der Gesamtbevölkerung? Zweifellos ein geringes
, denn 1832 besaßen nur rd. 4% davon ein Sparkonto. Viel
mehr Gewicht gewinnen unsere Zahlen jedoch, wenn wir uns bestimmten
Personengruppen zuwenden. So können wir schätzen11,
daß Freiburg um 1830 rd. 2000 „Dienstboten und Geschäftsge
hülfen" zählte. Davon besaßen aber nicht weniger als 307 Angehörige
der Gruppen „Häusliche Dienste", „Gastgewerbe" und
„Sonstige Dienste" ein Guthaben bei der Sparkasse. Das sind im-

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