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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0084
Meister und Gesellen

Das Gesamtbild:
Gemächliches Gedeihen

Sparkasse und
gesellschaftliche
Stabilität

Zumindest die Meister brauchten sich wohl nicht zu beklagen.
Nahmen ihre Gesellen an diesem Wohlstand teil, oder waren sie zur
Ausbeutung verurteilt? Nun, Genaues weiß man nicht, zumindest
nicht mehr, als die Geschäftsbücher der Sparkasse verraten. Das ist
nun freilich nicht das Bild „rapider Verelendung primitivster Art",
an das nicht nur marxistische Historiker wie Jürgen Kuczynski mit
guten Gründen glauben31. Immerhin gibt es aber um 1840 ebensowenig
wie später Hinweise, die in Freiburg eine solche Verelendung
der nichtselbständigen Handwerker zumindest denkbar erscheinen
lassen, wenn sie sie schon nicht klar belegen32.

Fast wider Willen und nicht ohne Zögern stellt man daher fest,
daß Freiburg in der Tat in den beiden ersten Jahrzehnten nach der
Sparkassengründung eben doch dem Bild einer „Biedermeierstadt"
gar nicht so fern ist, einer Stadt, deren Wirtschaft auf traditioneller
Basis sich eines kaum bestreitbaren Gedeihens erfreute. Letzten
Endes also doch fast ein bißchen heile Welt! Mag der mißtrauische
und skeptische Historiker sich auch noch so sehr bemühen,
irgendwo doch noch die Schlange im Paradies zu finden und zur
Befriedigung seiner ewig pessimistischen Neigungen mit unheilbarer
Besserwisserei haarklein zu beweisen, daß es eben doch
ganz anders war.

Dieses Bild einer traditionsgeprägten und im großen ganzen
prosperierenden Wirtschaft sollte Freiburg auch in den folgenden
Jahren bieten, ehe die siebziger Jahre mit ihrem bedeutenden Bevölkerungswachstum
den Aufschwung mit seinen Strukturwandlungen
einleiten würden. Wir dürfen also die hier geschilderten
Verhältnisse um 1840 als einen ziemlich konstanten Entwicklungsrahmen
für die Geschichte der Sparkasse ansehen und
davon ausgehen, daß weder die wirtschaftliche Lage der Freiburger
noch die ökonomische Struktur der Stadt wesentliche,
tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht hat. Die sozio-
ökonomischen Bedingungen im Marktgebiet der Sparkasse sind
also zumindest in ihrer langfristigen Tendenz gekennzeichnet
durch langsamen wirtschaftlichen Aufstieg und weitreichende gesellschaftliche
Stabilität. Wenn sich bei einigen ausgewählten
Handwerken das Verhältnis zwischen Bevölkerungs- und Betriebszahlen
bis 1860 nicht wesentlich verändert, so dürfen wir
darin wohl ein Indiz auf die unverändert günstige Einkommenssituation
dieser Handwerke sehen. Traf damals auch die industrielle
Konkurrenz einige Handwerker wesentlich härter als in den

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