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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0085
vierziger Jahren, man denke an Kammacher, Weber, Färber und
ähnliche, so ist deren Zahl doch zu gering, um die Annahme zu
begründen, daß der Aufschwung der Industrieproduktion das
Freiburger Handwerk in seiner Gesamtheit hätte bedrohen
können.

Einen potentiellen Krisenfaktor für das Handwerk müßte man
schließlich noch prüfen, die Einführung der Gewerbefreiheit im
Jahre 1862. Hob sie doch den traditionellen Zunftzwang auf und
gab zumindest denjenigen den Weg zur Selbständigkeit frei, die die
fachliche Befähigung nachweisen konnten. Wenn man glaubt, daß
damit die etablierten Meister unter den Druck einer großen Zahl
neuer Konkurrenten gerieten, so irrt man sich allerdings, denn die
Auswirkungen des neuen Gewerberechts traten zunächst nur „in
äußerlich geringfügigen Veränderungen der gewerblichen Verhältnisse
in Erscheinung33". Die Freiburger Handwerker hatten ohnehin
wenig Furcht vor der Neuerung gezeigt, denn zusammen mit
ihren Mannheimer Standesgenossen hatten sie sich bereits vorher
unmißverständlich für die Gewerbefreiheit ausgesprochen34.

Es gibt daher keinen Grund, der Annahme zu widersprechen,
daß sich die wirtschaftliche Lage der Handwerker kontinuierlich,
wenn auch vermutlich nur langsam gebessert hat, sieht man von
Krisenjahren ab: der Hungersnot von 1846/47 und den politischen
Wirren der Revolutionszeit 1848/49. Es scheint übrigens nicht
einmal ausgemacht, daß die Industriekonkurrenz für die unmittelbar
betroffenen Handwerke immer und überall eine tödliche
Gefahr bilden mußte, denn in den sechziger Jahren ging man vielfach
von der Produktion zum Verkauf über und machte dabei offenbar
keine schlechteren Geschäfte als zuvor, vermutlich sogar
erheblich bessere, denn die Nachfrage nach zentral gelegenen Ladenlokalen
stieg zu Beginn der sechziger Jahre in Freiburg so an,
daß die Mieten sprunghaft in die Höhe schössen35. Allerdings mag
diese Erscheinung schon ein erster Vorbote des großen Wirtschaftsaufschwungs
sein, der etwa zehn Jahre später voll zum
Durchbruch kam.

Nun ist es freilich recht oberflächlich, aus den Nachrichten über
relatives Wohlergehen des Handwerks kühn zu schließen, daß die
Wirtschaft der Stadt sich ganz allgemein zumindest bescheidener
Prosperität erfreute. Dennoch kann man es wagen! Haben doch
gründliche Studien über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse
in ganz Baden von 1849 bis 18 70 gezeigt, daß es in dieser Zeit,

Die Gewerbefreibeit
ein Wendepunkt?

Wechsel von der
Produktion zum Verkauf

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