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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0114
lungskonstellation zu unterstellen. Mag es hier richtig sein, daß die
Sparkasse aus der traditionellen Armenfürsorge hervorging, dann
entstand sie vielleicht dort durch „das gesellschaftliche Gewicht
der Arbeiterfragen"24. Es ist sicher auch richtig, zu behaupten, daß
vielen, wenn nicht gar den meisten Sparkassen in ihren Anfängen
zumindest die Gewinnorientierung fern war, eine These, mit der
man um so weniger riskiert, als es vielerorts ja mit den ersten Geschäftsergebnissen
der Sparkassen nicht gerade üppig aussah. Aber
es konnte auch anders sein! Das zeigt sich in Freiburg in eindrucksvoller
Weise. Hier finden wir einen Sparkassentyp, der bisherigen
Vorstellungen deutlich widerspricht, eine Sparkasse, die schon in
den ersten 15 Jahren klar auf Gewinnkurs ging. In unserer heutigen
Zeit, die für gewinnorientiertes unternehmerisches Handeln fast
schon Entschuldigungen suchen zu müssen glaubt, mag das fast so
häretisch klingen wie 1840. Zumindest aber möchte man sich am
liebsten dieser Geschichte wegen genieren und sollte sie eigentlich
nicht breittreten! Warum eigentlich nicht? Zeigt sich doch gerade
in Freiburg, daß Gewinnstreben und sozialpolitische Verpflichtung
einander keineswegs ausschließen. Vielleicht bot die Stadt ein gutes
Klima dafür mit ihren Industriellen, die musterhafte Sozialeinrichtungen
schufen und damit natürlich gerade den Interessen ihrer
Unternehmen dienten. Zu diesem Klima gehört natürlich auch die
Beurbarungsgesellschaft, die unzweifelhaft gemeinnützige Ziele
mit Erwerbsstreben verband und der man dabei allenfalls mittelmäßige
Erfolge, nicht im mindesten aber das Prinzip selbst vorwarf
. Unter ihrem Mantel gewann die Sparkasse ihre ganze spezifische
Qualität in der Verbindung von gemeinnütziger Zielsetzung
mit marktwirtschaftlicher Aktivität, und wenn das heute als das
Kennzeichen der modernen Sparkassen angesehen wird, dann war
man in Freiburg ohne Zweifel schon vor fast anderthalb Jahrhunderten
soweit!

Merkwürdigerweise hat sich übrigens das Innenministerium nur
in den Freiburger Streitigkeiten von besonderer Härte gezeigt und
konzedierte anderswo bereitwillig, was es hier verweigerte. Die
Mannheimer Sparkasse stritt sich nämlich fast gleichzeitig mit der
Aufsichtsbehörde um den Zinssatz, den sie bei 3% belassen wollte,
während die Kreisregierung 3 V2% verlangte. Am 24. Januar 1845
entschied das Ministerium, „... daß mithin die Frage, ob die bei der
Sparkasse hinterlegten Gelder mit 3% oder 3 V2% zu verzinsen
seien, nur eine die Gemeindeverwaltung betreffende Frage ist"25.

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