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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0160
Herkunft der Reichen

Verm ögensbildung
als einzige Form der
Altersversorgung

bei gleichartiger Wirtschaftsstruktur eine wesentlich gleichmäßi
gere Einkommensverteilung zeigt. Die Industriestadt Pforzheim
mit ihrer besonders hohen Quote von Niedrigsteinkommen spricht
aber ihrerseits dagegen, daß der Mangel an Industrie die Freiburger
Einkommensverteilung nachteilig beeinflußt hat. Wir müssen uns
also damit abfinden, die Suche nach Gründen aufzugeben, und allein
das Faktum festhalten, das Faktum, daß in Freiburg die Quote
der Minimal- und der Maximaleinkommen besonders hoch gewesen
ist, daß es dort relativ mehr „Arme" und mehr Reiche gegeben
hat als in fast allen anderen Städten des Landes.

Diese Reichen haben ihr Geld allerdings größtenteils nicht in
Freiburg verdient, sondern von auswärts mitgebracht. Sie kamen
scharenweise dorthin, um von dem zu leben, was sie anderswo verdient
hatten. Wo denn nun eigentlich? „Wo kommen unsere
Rentner her?" fragte Schulze-Gaevernitz und wußte auch gleich die
Antwort9:

„Sie kommen aus aller Welt, insbesondere aus Norddeutsch
land, auch von Übersee. Es ist eine wichtige Aufgabe dieser reizenden
Städte des deutschen Südwestens mit ihren herrlichen
Bergen und Wäldern, der Waldwege nicht zu vergessen, daß sie
viele Deutsche aus den überseeischen Zonen wieder zurück in die
Heimat locken."

Diese „Rentiers", wie man die „Rentner" besonders fein titulierte
, gehören zu einer Gattung von Menschen, die heute als ausgestorben
gelten kann. Da unsere Zeit sie nicht mehr kennt, sind
sie in besonderem Maße der Gefahr von Mißdeutungen und Unverständnis
ausgesetzt. Daß sie nichts mit dem Rentner von heute
zu tun haben, versteht sich von selbst, denn ihre „Rente" bezogen
sie aus ihrem Vermögen, das großenteils in Effekten und wohl vor
allem in Staatspapieren angelegt war, die damals noch als besonders
sicher galten. Obgleich im Besitz eines mehr oder minder
großen Kapitals, darf man sie doch keineswegs als Millionäre oder
gar Finanzmagnaten ansehen. In einer Zeit nämlich, die die Zukunftsvorsorge
großenteils dem einzelnen überließ, war Vermögensbildung
die einzige Form der Altersversorgung, und so wird
man unter Freiburgs „Rentnern" eine beträchtliche Anzahl von
ehemaligen Angehörigen freier Berufe ebenso finden wie mittelständische
Geschäftsleute und Unternehmer, die sich zur Ruhe
gesetzt haben, um nun die Rendite ihres Kapitals zu verzehren. Was
sie davon übrigließen, reichte allerdings häufig auch noch aus, um

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