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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0167
sich zunächst um eine weltweite Konjunkturkrise, die 1906 ausbrach
und 1907 ihren Tiefpunkt erreichte. Während aber dann allenthalben
Erholungstendenzen durchdrangen, blieb die Frei
burger Wirtschaft in ihrer Gesamtheit merkwürdig gedrückt und
hat sich bis 1914 nicht mehr recht erholt. Die Gründe dieser regionalen
Sonderentwicklung sind bislang noch nicht untersucht
worden, und es gibt darüber nicht einmal Mutmaßungen. Diese
ungewöhnlich nachhaltige Depression erscheint um so unerklärlicher
, als Freiburg die vorangegangene Krise von 1901 offenbar
kaum gespürt hat. Wie weit die Einflüsse des hartnäckigen Konjunkturtiefs
reichen, erweist die Tatsache, daß nach säkularer
Steigerung die Zahl der selbständigen Handwerker ab 1910 rückläufig
wurde. Zählte man in diesem Jahr noch insgesamt 2267
Selbständige, so waren es bei Kriegsausbruch nur noch 211916.

Eine generelle Aussage über die Entwicklung des Freiburger
Handwerks im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erweist sich
nach dem Vorausgegangenen als recht schwierig, denn man muß
strukturelle Differenzen ebenso berücksichtigen wie die Unterschiede
der Konjunkturlage. Kann man vermuten, daß in den
letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die Depression mehr oder
minder allgemein verbreitet war, so wird man vorher sehr sorgfältig
differenzieren müssen. Leider fehlt es jedoch an verbalen
Aussagen ebenso wie an Zahlen, und wo diese letzteren vorliegen,
mangelt es ihnen an Aussagekraft, denn sie beziehen sich meistens
nur auf die Anzahl der Selbständigen, und schon auf der Suche nach
der Gesamtheit aller Beschäftigten tut man sich schwer. Gerade in
dieser Zeit aber, wo sich die Formen der Bedarfsdeckung rasch
wandeln, kann eine zahlenmäßige Zunahme der Selbständigen
einen Aufschwung des Gewerbes ebenso signalisieren wie seine
Übersetzung und die beginnende Proletarisierung seiner Angehörigen
. Gerade sie aber hat sich ja in diesen Jahrzehnten häufig vollzogen
, und es bleibt zu prüfen, ob die einkommensstatistischen Erkenntnisse
nicht doch in diesem Sinne gedeutet werden können. Ein
guter Kenner des Freiburger Handwerks war nicht dieser Meinung,
und er widersprach nachdrücklich allen Verelendungsthesen11 \

„Diese Auffassung steht doch allzusehr unter der von Sombart
dogmatisierten Meinung, daß das Handwerk völlig dem Untergang
geweiht sei, eine Ansicht, die wohl ebensowenig zu halten ist
wie die der Altmarxisten von der Überlebtheit und dem Absterben
der kleinen Betriebe... Gewiß, es gibt auch in Freiburg eine ganze

Freiburg im
Konjunkturtief

Kein gemeinsamer Nennet
für die Entwicklung
des Handwerks

Farbbild links:
Blick über den Freiburger
Kartoffelmarkt auf das
Gebäude der Sparkasse

163


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