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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0178
Im Zweiten Weltkrieg hätte der Bericht zwar kaum soviel Aufmerksamkeit
auf eine einzige Bombe verwenden können, denn bei
dem Großangriff vom 27. November 1944 sind in 20 Minuten weit
über 50000 Bomben auf die Freiburger Innenstadt niedergegangen
. Das aber war 1918 glücklicherweise noch eine unvorstellbare
Grauensphantasie. Damals verbreiteten schon die wackeligen
französischen Doppeldecker mit ein paar Hundert-Kilo-Bomben
Terror und Panik. Es wohnte sich nicht mehr schön in Freiburg,
und einige tausend Einwohner zogen weg; von den 83 324 Freibur-
gern des Jahres 1910 gab es 1917 nur noch 80722. Insbesondere
die wohlhabenden Einwanderer früherer Jahre führten diesen
Auszug der Reichen Auszug an und verminderten das Freiburger Steuerkapital um den

stattlichen Betrag von 54 Millionen Mark3. Die Reichen zogen ins
sichere Hinterland, die Studenten an die Front. Beide fehlten der
Freiburger Wirtschaft in diesen Kriegsjahren. Ohnedies ging es ihr
schlecht genug. Der führende Sektor der Friedenszeit, die Bauwirt
schaft, lag praktisch brach. Es gab keine Aufträge, kein Material
und erst recht keine Arbeiter. Ähnlich stand es auch in der ganzen
übrigen gewerblichen Produktion. Insbesondere das Handwerk litt
schwer unter dem Krieg. 1915 schon waren 30% aller selbständigen
Handwerker eingezogen, 1918 gar 80%, und die meisten von
ihnen mußten ihre Betriebe schließen. So gab es bei der Zählung
von 1917 nur noch 2836 Betriebe gegenüber 4741 zehn Jahre
zuvor4. Die Gesamtzahl aller Beschäftigten der gewerblichen Wirtschaft
war um 53,5% zurückgegangen. Während anderwärts üppige
Rüstungsaufträge die Unternehmen florieren ließen und auch
den hochbezahlten Spezialarbeitern Geld brachten, war es damit
Wirtschaftlicher Rückgang offenbar nichts Rechtes in Freiburg. Es gab einfach keine Industrie,

die sich auf Heeresbedarf hätte umstellen können5. Zwar bemühte
sich die Handelskammer, ein wenig von diesem überreichen Segen
zu erwischen, aber offenbar hatte sie damit keinen nennenswerten
Erfolg6.

Der Handel, der in Freiburg einen solchen Aufschwung genommen
hatte, daß er vor Kriegsausbruch nach dem Baugewerbe
die meisten Erwerbstätigen zählte, litt schwer unter der fortschreitenden
Rationierung. Erreichte diese auch noch nicht die to
tale Perfektion des Zweiten Weltkriegs, so ging sie doch schon weit
genug, um den Handel vielfach zu reinen Verteilungsstellen für ra
tionierte Güter zu machen. Zwar verstand es vielleicht gerade unter
solchen Bedingungen dieser und jener, sich für alle Verluste mit

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