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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0180
Baden im toten Winkel

Alte Verbindungen
abgeschnitten

schworen hatten. Von 1925 an gab es dann einen Konjunkturaufschwung
, der freilich 1928 schon wieder auslief und der
Charleston-Legende von den „Goldenen Zwanzigern" nur eine
höchst magere Basis bot.

War die Zwischenkriegszeit für ganz Deutschland ebenso wie
für die meisten anderen Industrieländer ein Zeitraum der Instabilität
und der Krisen, so zeigte sie sich in Baden noch mit ganz
besonderen Problemen belastet. Sie lassen sich alle auf einen gemeinsamen
Nenner zurückführen: Baden war zum Grenzland ge
worden. Die „Südwestecke" Deutschlands geriet in den toten
Winkel.

War die Oberrheinlandschaft seit 1871 zu einem einzigen
Wirtschaftsgebiet zusammengewachsen, so wurde diese Einheit
schlagartig zerrissen, als das Elsaß zu Frankreich zurückkehrte, um
dort übrigens ebenso wie Baden an die Peripherie gedrängt zu
werden. Für die badische Wirtschaft brachte diese gewaltsame Desintegration
schwere Verluste. Die Freiburger Handelskammer hat
in einer leider verschollenen Untersuchung nachgewiesen, „daß die
wirtschaftlichen Abtretungsverluste durch Wegfall des Elsasses
zwischen 5% und 40% des Umsatzes schwankten und im Mittel
etwa 25% betrugen"8. Die Lahrer Kammer betrieb dieselben Untersuchungen
mit dem Ergebnis, daß die Absatzverluste auf
30 80% geschätzt wurden9.

Die neuen Territorialverhältnisse schnitten Baden aber auch von
seinen wichtigsten Bezugs räumen ab, und zwar bei Agrarpro
dukten ebenso wie bei Kohle und Eisen. Rund 66% der Kohle und
90% des Eisens, das man in Baden brauchte, waren vor dem Krieg
aus Lothringen, Luxemburg und dem Saargebiet gekommen10.
Nun mußte man sich auf anderen Märkten versorgen, und die
lagen ausnahmslos weiter weg. Auch diejenigen Grenzen, die sich
nicht verändert hatten, waren zu schwer überwindbaren Hindernissen
geworden. So kam der Export in die Schweiz nicht mehr
recht in Gang, weil die eidgenössische Wirtschaft während des
Krieges zahlreiche Produktionssparten ausgebaut hatte, die nun
durch hohe Schutzzölle am Leben erhalten werden mußten. Bei
wichtigen Erzeugnissen der Holzindustrie betrugen die Zollsätze
nunmehr häufig mehr als das Doppelte des Vorkriegsstandes.

Von ihren alten Märkten im Bezug ebenso wie im Absatz abgeschnitten
, empfand die badische Wirtschaft die Nachteile ihrer
Randlage mit aller Schwere. Nur ein Weg bot sich zur Überwin-

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