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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0182
Die Rentiers übrigens, die Freiburg im Krieg verlassen hatten,
kehrten nach dem Krieg teilweise zurück, teilweise traten auch andere
an ihre Stelle, und so begann schon bald nach Kriegsende ein
neuer Zuzug wohlhabender Leute. Freiburg schien Rentnerstadt zu
bleiben und die verlorenen 54 Millionen Steuerkapital wiederzugewinnen
. Dann aber kam die Inflation, und schon 1921 schrieb
ein Doktorand der Albert-Ludwig-Universität15:

„Die Geldentwertung hat diesen Schichten unendlich geschadet
und eine weitgehende Verarmung derselben herbeigeführt. Obwohl
wir es in Freiburg... keineswegs mit einer Kleinrentneran-
siedlung zu tun haben, so zeigten doch die neuen Verhältnisse für
diese Kreise eine Lage, die in grellem Widerspruch zu ihrer ,vor-
krieglichen' steht mit der hauptsächlichen Einwirkung, daß eine
wesentliche Beeinflussung des gesamten Wirtschaftslebens der
Stadt durch dessen verminderte Kaufkraft erfolgen mußte."

1924 zog die Sparkasse unter die Bilanz der Inflation einen
Schlußstrich und bemerkte, „daß Freiburg als Rentnerstadt ohne
nennenswerte Industrie eine der deutschen Städte ist, die unter der
Inflation am meisten gelitten haben16". Die Reichen waren zurückgekommen
, aber viele von ihnen verarmten. Auch die
Studenten, die vor dem Krieg Freiburgs Wirtschaft soviel gebracht
hatten, kehrten zurück. Aber auch sie waren nicht mehr dieselben
wie zuvor. Einer von ihnen, unser Doktorand von 1921 nämlich,
schrieb denn auch17.

„Als dann nach Kriegsschluß der Zustrom der Studierenden sich
wieder vermehrte, erhielt er eine Verstärkung durch den Verlust
Straßburgs und überstieg recht bald die höchste Friedenszahl. Aber
es waren nicht mehr die reich bemittelten Friedensstudenten..

Verschärfte Standortnachteile für alle Bereiche der industriellen
und gewerblichen Produktion, einschneidende Vermögensverluste
bei einer der wichtigsten Nachfragergruppen, verminderte
Wirtschaftskraft der Studenten all das mußte für Freiburg
schwere Hindernisse der wirtschaftlichen Entwicklung bedeuten.
Einzig und allein der Fremdenverkehr bietet in jenen Jahren ein relativ
günstiges Bild, und zwar nicht zuletzt deswegen, weil Paßbestimmungen
und Devisenbewirtschaftung vielfach den Auslandstourismus
drosselten. Auch dieser einigermaßen günstige Aspekt
darf nicht allzuhoch veranschlagt werden, denn spätestens mit
dem Beginn der Weltwirtschaftskrise erwies sich der Tourismus als
in höchstem Maße verwundbar.

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