Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0191
einmal mehr ein Zehntel übrig. Dann aber schien die Wende gekommen
: Bis zum Juli 1921 stieg der Großhandelsindex nur noch
geringfügig, wenn auch der Markkurs an den ausländischen Devisenbörsen
weiter verfiel. Der erste große innere Einbruch kam dann
in der zweiten Jahreshälfte 1921. Das folgende Jahr 1922 sah bereits
die progressive Beschleunigung des Wertschwundes, und der
Großhandelsindex verschlechterte sich von 36,7 Punkten im Januar
auf 2785 Punkte am Jahresende. 1923 aber geriet die Geldmaschine
völlig außer Kontrolle, und als man sie schließlich im
November stoppte, da betrugen die Großhandelspreise das
750000000000fache des Standes von 1913, und für eine Goldmark
rechnete man 1000 000 000 000 - eine Billion - Papiermark.

Die Gründe dieses Zusammenbruchs der Währungsordnung
lassen sich nicht ohne weiteres in erstens, zweitens und drittens
gliedern, denn sie hängen vielfach in einem Verhältnis wechselseitiger
Abhängigkeit zusammen, das durch selbstverstärkende Kettenreaktionen
erst den Trillionenwirbel auf volle Touren brachte.
Den ersten Impuls gaben sicherlich die staatlichen Finanzbedürfnisse
, und zwar nicht nur im Krieg, sondern auch noch in der ersten
Friedenszeit. Dann aber, als die Welle der unmittelbaren Kriegsfolgelasten
ausgelaufen war und der Ausgleich des Budgets zu einer
echten Möglichkeit wurde, brachen Reparationsforderungen der
Sieger über Deutschland herein, deren Höhe schon damals in den
Augen eines Keynes jeden Bezug zu den realen Möglichkeiten ver
missen ließ. Bezeichnenderweise beschleunigte sich der Währungszerfall
rasant, als das Londoner Ultimatum im Sommer 1921 die
Anerkennung dieser Forderungen erzwang. Auch der zweite,
tiefste, schlagartige Einbruch im Januar 1923 steht unter dem Vor
zeichen der Außenpolitik, dem Ruhreinmarsch von Franzosen und
Belgiern und dem deutschen „passiven Widerstand", der sich als
ebenso erfolglos wie teuer erwies. Andere politische Ereignisse
trieben die Mark ebenfalls hinunter: der Kapp-Putsch, die Ermordung
Rathenaus lassen sich unmittelbar aus den phantastischen
Ausschlägen des Dollarkurses ablesen. Waren es zunächst exogene
Faktoren, die die Inflation in Fahrt brachten, Haushaltsdefizite,
Kursverfall der Mark, Löcher der Zahlungsbilanz und politische
Krisen, dann gewann im Fortschritt der Geldvermehrung ihre endogene
Eigendynamik immer mehr an Gewicht und riß schließlich
alles mit sich, als die „Flucht in die Sachwerte" es zur Torheit
machte, Geld auch nur ein paar Stunden länger als nötig im Porte-

Etappen des
Geldwertschwundes

Zusammenbruch
der Währungs
Ordnung

Links:

Not und Inflationsgeld
der Stadt Frei bürg

187


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0191