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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1977/0218
Auch heute noch
keine Industriestadt

Gründe der
langfristigen Entwicklung

Farbbild rechts:
Die Schalterhalle
der Sparkasse

Immer noch ist Freiburg auch Handelsstadt und liegt mit einer
Beschäftigtenquote von 19,4% ebenfalls weit vor den übrigen
Städten. Die Reihe der Strukturkonstanten läßt sich mit dem Baubandwerk
fortsetzen, denn die führende Rolle, die es in den Gründerjahren
vor einem Jahrhundert gewonnen hat, bewahrte es sich
auch bis in die Gegenwart und übertraf 1961 mit 10,5% der Beschäftigten
ebenfalls alle übrigen Vergleichsstädte.

Schließlich darf man zu den Elementen des Beharrens auch die
Tatsache zählen, daß Freiburg auch heute noch keine Industriestadt
ist. Auch das „Wirtschaftswunder", eine der stürmischsten
Wachstumsphasen unserer Geschichte, hat daran nichts Entscheidendes
ändern können. Trotz einer merklichen Zunahme der
Industriebeschäftigten lag Freiburg klar am Schluß der baden-
württembergischen Stadtkreise.

Es zeigt sich also, daß Freiburgs Wirtschaftsstruktur von Kräften
bestimmt wird, an denen die umstürzenden Ereignisse von ändert
halb Jahrhunderten keine sonderlich tiefen Spuren hinterlassen
haben. Am Ende unseres Überblicks über die wirtschaftliche Ent
wicklung der Stadt seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
können wir uneingeschränkt dem Urteil des Statistikers Helmut
Fabricius zustimmen8:

„Freiburg gehört zu den wenigen Großstädten in Deutschland,
die ihren von alters her überkommenen Charakter bis auf den heutigen
Tag bewahrt haben."

Wenn dem in der Tat so ist, dann drängt sich die Frage auf,
warum gerade Freiburg so wenig von den großen Veränderungen
erfaßt worden ist, die seit den Anfängen des 19. Jahrhunderts die
meisten Großstädte vollkommen umgestaltet haben. Es ist vermut
lieh keine allzu grobe Vereinfachung, wenn man dieses vielschichtige
Problem auf eine Kernfrage reduziert, auf die Frage, warum
alle großen Industrialisierungswellen unserer Geschichte Freiburg
kaum erreicht haben. Da gibt es einmal die Ungunst der natürlichen
Standortfaktoren, den Mangel an Rohstoffen, die Ferne der Wasserstraßen
... Freilich sollte man sie nicht überbewerten, sosehr sie
auch immer wieder in der Literatur hervorgehoben werden, denn
es gibt zahlreiche Beispiele umfangreicher regionaler Industrialisierungsprozesse
, die unter ähnlich ungünstigen Vorzeichen
begannen. Auch ein weiterer Gesichtspunkt spricht dagegen, die
Tatsache, daß am Anfang unseres Jahrhunderts die gesamte badische
Oberrheinregion eine starke wirtschaftliche Dynamik entwik-

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