Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0028
Das gewaltige Defizit der Schätzung in den Kriegsjahren - 1620-1649 über
80000 lb - wurde finanziert durch Verbrauchssteuern (in erster Linie Abgaben auf
Wein und Getreide), vor allem aber durch die Aufnahme von Hauptgut (Kapital).
Während jahrzehntelang die Minderbemittelten bei den Vermögenssteuern überproportional
zur Ader gelassen worden waren, wurden während des Krieges auch
die Besitzenden getroffen: Das Hauptgut wurde anfangs schlecht, schon bald überhaupt
nicht mehr verzinst; an eine spätere Tilgung war bei dem desolaten Zustand
Freiburgs nicht zu denken.46

Ausblick

Die Anlage der Steuerbücher blieb in den beobachteten 170 Jahren praktisch
unverändert - Symptom für eine konservative Einstellung der Stadt. Die Erhebung
der Steuern erfolgte nicht - wie in Augsburg etwa - nach Stadtbezirken,
sondern nach Ständen; dem hohen Anteil des von Zünftigen Jahr für Jahr aufgebrachten
Gewerfts entsprach das politische Gewicht der Zünfte im Stadtregiment.

Zur Vermögenssteuer werden zwar auch Geistliche und geistliche Gemeinschaften
herangezogen, nicht jedoch juristische Personen mit zeitweilig großem Vermögen
: Das Spital erscheint nie in den Steuerbüchern (Insassen des Spitals waren
offensichtlich ebenfalls von der Steuerleistung befreit), auch die Zünfte und die
(Münster-) Pfarrei nicht, und nur in wenigen Jahren die Universität.

Vor Beginn der Berichtszeit hatten einzelne Konvente ihre Steuer - wahrscheinlich
durch Erlegung einer Pauschalsumme - „abgekauft". Die Stadt sieht sich auch
in der größten Not durch diese Verträge verpflichtet - ein Zeichen dafür, daß das
Recht Generationen band.

Abschließend sei auf eine in diesem Beitrag nicht gelöste Problematik hingewiesen
. Im Anschluß an die Untersuchung des Haushaltswesens der Städte Konstanz
und Eßlingen in einer früheren Zeit konstatiert Kirchgässner, die Heranziehung
ärmerer Bevölkerungsschichten zu einem Beitrag für den städtischen Haushalt
„mag oft genug Ausdruck momentaner Notlage gewesen sein; ging es der Stadt
wieder gut, so konnte sie auch hierin wieder großzügiger sein. Vielleicht milderte
aber auch das Voranschreiten der Zeit die Auffassung über die Zahlungspflichten
ärmerer Schichten."47 Für Freiburg scheint mir das Gegenteil zuzutreffen: In den
50er und 70er Jahren des 16. Jahrhunderts werden offensichtlich auch Arme, durch
hohe Getreidepreise in Not gestürzt, zur Steuerzahlung herangezogen - obwohl
nach Ausweis der Gesamtrechnungen das Gemeinwesen sich seinerzeit nicht in Not
befand: Jahr für Jahr schloß der Stadthaushalt mit Überschüssen ab, die in den
1570er Jahren z. B. oft bis zu fünfmal so hoch waren wie die Einnahmen aus dem
Gewerft von Klöstern, Satzbürgern und Zünften zusammen. Je geringer das Vermögen
der Steuerpflichtigen war, desto härter wurden sie von direkten (Gewerft
und Schätzung) und indirekten Steuern (Ungeld auf Wein, Getreide u. a.) getroffen
. Schutzlos den Teuerungen ausgesetzt, waren Arme oft unterernährt, halbverhungert
; sie wurden leichter Opfer der zahlreichen Infektionskrankheiten
(„Pest"), von denen seinerzeit auch Freiburg wiederholt heimgesucht wurde. Wa-

26


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0028