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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0032
destens mit ihnen vereinbar zu sein. Lassen wir Stünzels Leben in geraffter Form
an uns vorüberziehen.4

Konrad Stünzel, um 1435 in Kitzingen geboren, hat sich am 20. 12. 1453 an der
Universität Heidelberg immatrikuliert, am 15. 1. 1456 das Baccalaureat und am
7. 3. 1458 das Licentiat als Magister innerhalb der Artistenfakultät erworben. Am
21. September 1457 fertigte Erzherzog Albrecht den Stiftungsbrief für die von
ihm mit Genehmigung des Papstes gegründete Universität Freiburg aus. In ihr
sollte, wie aus einem Brunnen des Lebens, erleuchtendes Wasser tröstlicher und
heilsamer Weisheit zur Erlöschung des verderblichen Feuers menschlicher Unvernunft
und Blindheit geschöpft werden. Wenn Stünzel auch nicht zu den vier als
Säulen der Weisheit erstberufenen Professoren der Freiburger Universität gehörte,
so trat er doch schon bald nach der Aufnahme ihrer Tätigkeit in ihren Lehrkörper
ein. Er las über die Grammatik des Donat, die auch als Lehrbuch des nachmaligen
Königs Maximilian diente, später über Schriften des Aristoteles und über Musikwissenschaft
. Noch schien Wissenschaft ein Ganzes zu bilden, noch ließ sich, wie
einst Aristoteles es getan, der universale Bildungsweg des Polyhistors beschreiten.
Diesen Weg schlug nun auch Stünzel ein, indem er zum Doktor des kanonischen
Rechtes promovierte und juristische Vorlesungen übernahm. Als der päpstlichen
Rechte und freier Künste Lehrer hat er sich selbst bezeichnet. Schüler und Zeitgenossen
, wie Jakob Wimpheling aus Schlettstadt, der Humanist Jakob Locher aus
Ehingen und der Ingolstadter Professor Dr. Johannes Eck sind voll des Lobes über
den begnadeten Lehrer und Meister, von dem sie Beredsamkeit und juristisches
Urteil erlernt haben, und dem sie Sittenreinheit, Gewissenhaftgikeit und Unbestechlichkeit
nachrühmten. Als Dekan der Artistenfakultät (1464/1465) hat Stünzel
seine Fakultät, als zweimaliger Rektor (1469 und 1478/79) die Hochschule geleitet
und vertreten. Juristische Begabung und Kenntnisse eröffneten ihm 1474
einen neuen Weg. Er nahm im Auftrag des Herzogs Sigmund von Tirol teil an
den Verhandlungen mit Frankreich und den Eidgenossen über die als „Ewige
Richtung" bezeichnete Vereinbarung (1474). Der Herzog ernannte ihn zu seinem
Rat (1474) und zum Mitglied und Kanzler des Ensisheimer Hofgerichtes (1478).
Als die bösen Räte des Herzogs, die leichtfertig einen Krieg mit Venedig provoziert
hatten, zur Abdankung gezwungen wurden, übernahm Stünzel das Amt des
Hofkanzlers (1486). Mit der Loyalität gegenüber dem verschuldeten und zur Regierung
unfähigen Herzog verband er Verständnis für die Anliegen der Stände,
aber auch des habsburgischen Gesamthauses. Er wirkte mit, als der 1477 vom Kaiser
zum Erzherzog ernannte Herzog die für Bayern ausgestellten Verschreibungen
und Verpfändungen widerrief und sich zur Abdankung bewegen ließ, um die Landesherrschaft
König Maximilian zu übertragen (1488). Auf den Reichstagen von
Worms (1495) und Lindau (1496) unterstützte er die auf die Stärkung der Reichsstände
bedachte Politik des Kurerzkanzlers Berthold von Henneberg, und zog sich
dadurch die Mißbilligung seines königlichen Herrn zu. War der hochgestellte Beamte
ein Diener seines fürstlichen Auftraggebers, so bewahrte er, wie früher gegenüber
dem Herzog, jetzt gegenüber dem König ein bedeutendes Maß von Eigenständigkeit
. Eleganz, Glanz und Überschwang der humanistischen Rede wußte er
zu entfalten, als er im Auftrag des Königs in Mailand (1495) die Belehnung des

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