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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0035
von dem Geistliche ausgeschlossen sind, wird unter Anleitung des Erzengels Michael
und im Zeichen des gelben Kreuzes dem Endkaiser beistehen. Dann wird der
Türke, der infolge der Schwäche der Obrigkeit in Deutschland eingedrungen ist,
am Rhein erschlagen werden. Das zu erwartende Strafgericht hat der Autor für
das Jahr 1509 angekündigt. Als dieses nicht eintrat, hat er den Eintritt des Gerichts
auf 1511, und später auf 1515 verschoben.

Der Autor entstammt dem oberrheinischen Raum. Er hat sich selbst als Elsässer
bezeichnet, aber zugleich den Bereich des Elsaß auf das Gebiet zwischen Basel und
Bingen erweitert. Das Elsaß wird in warmen Worten als der Garten Deutschlands
verherrlicht. Elsässische Orte wie Straßburg, Drei Ähren, Ensisheim werden erwähnt
, aber auch der Schwarzwald, dem der Endkaiser entstammen soll und Orte
des Breisgaus werden genannt. Für einen Beamten des Basler Bischofs sind die Abschriften
gefertigt worden. Die Zitate aus dem Corpus iuris civilis und dem Corpus
iuris canonici weisen darauf hin, daß der Autor Jurist war. Er will in Italien
studiert haben. Sicher war er Laie und kein Kleriker, hatte als Gesprächspartner
Zugang zu höheren Kreisen und gehörte vermutlich dem niederen Adel an. Dies
läßt sich schließen aus seinen Worten: schändlich ist es, wenn sich ein geborener
Mann (ein Edelmann) ergibt, mit einem Bauern zu kämpfen.

Mit den Lebensdaten des Kanzlers Konrad Stürtzel von Buchheim sind manche
Angaben des Autors über seine Person vereinbar. Er will unter der Führung des
Franziskanerobservanten Johannes von Capistrano, im Kreuzfahrerheer, das dem
von den Türken 1456 belagerten Belgrad zu Hilfe kam, als 18jähriger Student
mitgekämpft haben. Als himmlisches Zeichen sei ihm damals ein gelbes Kreuz erschienen
. Auch die Bruderschaft der frommen Eheleute soll mit dem Signum eines
gelben Kreuzes ihren Kampf gegen die Übel der Welt aufnehmen. Unter der Führung
ihres Studentenhauptmanns soll die studentische Kreuzfahrerschar von zehntausend
Mann sechshunderttausend Türken erschlagen haben. Sind diese Ziffern
auch Phantasieprodukte, so könnte doch des Autors Geburtsjahr 1438 mit dem
mutmaßlichen Geburtsjahr Stürtzels übereinstimmen, der sich 1453 in Heidelberg
immatrikuliert hat. Uber Stürtzels Studiengang in Heidelberg, der den Studenten
zum Baccalaureat und Lizentiat führte, sind wir unterrichtet. Es läßt sich nicht
ausschließen, daß er während seiner Studienzeit mit einer Studentengruppe am
Kreuzzug gegen die Türken teilgenommen hat. Zwar gibt es keinen Hinweis, daß
Stürtzel, wie der OR es berichtet, in Italien studiert hat, doch läßt sich auch diese
Möglichkeit nicht völlig ausschließen. Der OR zeigt sich vertraut mit dem Ablauf
seiner Zeitgeschichte. Er hält nicht mit seinem eigenen kritischen Urteil zurück und
frägt, ob Mailand, mit dem der Kanzler Stürtzel im Auftrag König Maximilians
den Herzog Lodovico Sforza belehnt hat, nicht besser bei einem römischen König
verblieben wäre. Er beklagt die Unabhängigkeitsbestrebungen der Eidgenossen
und der Friesen. Mit beiden hatte der Kanzler Stürtzel mit wechselndem Erfolg
verhandelt. Der unbekannte Autor will auf dem Reichstag zu Worms (1495) den
Kurerzkanzler Berthold von Henneberg mehrere Schriften übergeben haben. Dieser
hat ihn an den österreichischen Landvogt in Ensisheim verwiesen.

Der OR ist ein belesener Mann: Die griechisch-lateinische Literatur ist ihm nicht
unbekannt. Seine zahlreichen Zitate aus dem Corpus iuris civilis und dem Corpus

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