Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0072
werden. Und wer nit ein unchristlich sondern guet werkh, wan die gefäll nach der
von Breysach fürschlag zu aufrichtung des abgangen spitals und underhaltung der
armen und sonst nirgends hin verwandt würden. Doch weil es nit ihrer Königlichen
Majestät gewalt und macht stendt, sondern eine solche verenderung ohn ir
Bastlichen Heyligkeit consens zu bewilligen, so wurde von notten sein, vorderist
bey derselben um bewilligung zu erlangen. Und so das besehen, wollte ihr Königliche
Majestät für den Stifter des spitals geachtet und gehalten werden?1 Der königliche
Hofrat machte schließlich am 5. Januar 1539 den Kompromißvorschlag,
der Stadt Breisach solle vorerst der Genuß der Klostereinkünfte bis zu einem Konzil
, beziehungsweise bis zum Ausgleich der Glaubensstreitigkeiten, gestattet werden
.38 Ferdinand genehmigte diese Vorschläge zwar nicht offiziell. Faktisch blieb
es aber bei dieser Entscheidung, die auch später nicht wieder geändert wurde. Ein
abermaliger Versuch des Klosters Lützel im Jahre 1544, die Klostergüter für die
Zisterzienser zu retten, endete mit der Feststellung des Ensisheimer Regiments,
daß Marienau wieder aufgebaut werden solle, ohne daß, außer einer Erkundigung
nach dem Stand der Dinge in Breisach, irgendetwas geschah.39 Und auch das Restitutionsedikt
von 1629 führte trotz erneuter Bemühungen von Lützel nicht zum
Wiedererstehen des Klosters.40 So hatte Breisach letzten Endes mit seinem Vorgehen
Erfolg. Ihm blieben die Klostereinkünfte überlassen, wenn ihm auch die freilich
schriftlich nicht fixierte Verpflichtung auferlegt war, diese vornehmlich für soziale
Zwecke zu verwenden. Damit war auch den Bestimmungen über das Brei-
sacher Spital im Testament Kaiser Maximilians I. Genüge getan. Das wiederaufgebaute
städtische Spital hieß anscheinend deshalb längere Zeit Kaiserspital.41

Aus dem hier in aller gebotenen Kürze dargelegten Ablauf der Ereignisse könnte
man leicht den Eindruck gewinnen, als ob es im Endeffekt der Stadt gelungen sei,
ähnlich wie in den der Reformation anheimgefallenen Gebieten, das umfangreiche
Klostervermögen von Marienau in einer zeitgemäßeren Form zu verwenden. Doch
wäre dies eine zu vordergründige Interpretation der hier behandelten Vorgänge.
Ein im Jahre 1538 entstandener Prozeß um den Nachlaß der damals verstorbenen
früheren Äbtissin von Marienau, Lucie Storck, läßt nämlich die Dinge in einem
anderen Licht erscheinen.42 Damals erhob Diepolt Walter aus Rappoltsweiler,
Schwager der Verstorbenen, namens seiner Ehefrau Katharina Anspruch auf den
Nachlaß und strengte deshalb einen Prozeß vor dem oberösterreichischen Regiment
in Innsbruck an. Breisach machte erneut geltend, daß es aufgrund der Anordnung
König Ferdinands von 1529 nicht verpflichtet sei, in der ganzen Sache Auskünfte
zu erteilen. Ferner sei in dem Leibgedingvertrag mit der ehemaligen Äbtissin vom
November 1527 bestimmt worden, daß auch ihr privates Gut und ihre Ersparnisse
nach ihrem Ableben an die Stadt fallen sollten. Endlich könne die Erbin schon
deshalb keine Ansprüche erheben, weil sie sich im Bann befände. Auch sie sei
Nonne in Marienau gewesen, sei aber unerlaubt aus dem Kloster ausgetreten und
habe entgegen ihrer Profeß zweimal geheiratet und sei lutherisch geworden. Der
in Innsbruck geführte Prozeß ergab für das Verhalten der Stadt im Jahre 1525
neue, keinesfalls immer günstige Aspekte. Diepolt Walter führte nämlich dagegen
aus, das Kloster habe päpstliche Privilegien besessen, welche den Nonnen gegebenenfalls
erlaubten, aus dem Kloster auszutreten; eine sicher unzutreffende Be-

70


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0072