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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0075
stätigt. Freiburg beschuldigte nämlich die Breisacher, sie hätten den lutherischen
sachen angehangen, das mag bewisen werden mit vilen, dann sich ihr unterthanen
und ratsfreundt allenthalben als grob haben vernemen lassen*1 In diesem Zusammenhang
wurde auf die Aufhebung des Klosters Marienau ausdrücklich hingewiesen
. Außerdem hätten sich die Breisacher den Bauern anhengig gemacht. Für das
hier Darzulegende sind die weiteren, an sich nicht uninteressanten Anschuldigungen
nicht entscheidend. Wichtiger ist, daß nach 1539 der frühere Breisacher Prädi-
kant Konrad Haas, der nunmehr in gleicher Eigenschaft in Mülhausen tätig war,
offenbar in Breisach noch immer starken Anhang besaß.48. Das Ensisheimer Regiment
hatte nämlich am 30. August dieses Jahres in Innsbruck darum gebeten, daß
denselben von Breysach geschriben und aufgelegt wurde, gemelten maister Con-
raden bei inen den zue- noch aiisgang noch auch ihren bürgern und verwandten
khainen wandel gemainsam noch gesellschaft bei demselben maister Conraden zu
Mülhausen noch andere endt oder ort zu suechen noch zu halten zu gestattend
Haas sei vorher Prädikant in Breisach gewesen und aber umb der Lutterischen sect
willen, die er alda gepflanzt, vertriben worden. Das Innsbrucker Regiment ordnete
daher an, daß der Genannte festzunehmen und zu bestrafen sei, falls er wieder
nach Breisach komme und in erfahrung gebracht (werde), das er jemand der
lutterischen oder anderer secten underwisen, davon reden oder disputieren wurde.
Es wird nach alldem also doch sehr viel wahrscheinlicher, daß sich der Breisacher
Rat bei seinem Vorgehen gegen Marienau tatsächlich neben anderen auch von
Überlegungen hat leiten lassen, die ihre Wurzeln im Luthertum und in den Forderungen
der Bauern nach Beseitigung der Klöster hatten.

Erweist sich also die Handlungsweise Breisachs als ein sehr komplexes Unternehmen
, so ist das Verhalten der österreichischen Verwaltungsstellen und König
Ferdinands nicht weniger schwankend. Dies hängt offenbar damit zusammen, daß
die einzelnen zuständigen Stellen wenig handlungsfähig und in ihrer Meinungsbildung
nicht einheitlich waren. Die Forderung der Bauern nach Beseitigung der
Klöster und anderer Verwendung von deren Gütern, die bereits durchgeführten
Säkularisationen in Zürich, Mülhausen und anderen Städten waren anscheinend
auf einzelne Mitglieder der Behörden nicht ohne Wirkung geblieben.50 Auch König
Ferdinand konnte sich zu einer konsequenten Einstellung kaum durchringen,
denn ihm waren in vieler Hinsicht Schranken auferlegt. Wohl sahen alle Beteiligten
, daß es sich um einen schwerwiegenden Präzedenzfall handelte. Auch war man
sich im klaren, daß die Rechte des Papstes und anderer geistlichen Stellen, insbesondere
des Bischofs von Konstanz und des Zisterzienserordens betroffen waren.
Andererseits waren aber durch die Breisacher bereits vollendete Tatsachen geschaffen
, mit denen man sich auf die Dauer abzufinden bereit war. Hinzu kommt, daß
die Stadt das Testament Kaiser Maximilians L nicht ungeschickt ins Spiel gebracht
hatte.51 Darin war, wie bereits erwähnt, ein Legat von einer jährlichen Rente von
1000 fl. beziehungsweise ein angeblicher Kapitalbetrag von 10000 fl. für die Neuerrichtung
des aus uns unbekannten Gründen zerstörten Breisacher Spitals bestimmt
worden, Es war von vornherein klar, daß weder der durch seine politischen
Schwierigkeiten in großer finanzieller Kalamität befindliche König Ferdinand,
noch die ebenfalls völlig verschuldeten österreichischen Behörden diese Beträge in

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