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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0110
silbernen Dose, ging alle Tage in die gegenüberliegende Franziskanerkirche und
abends in ihre Theaterloge.

In Emmendingen wohnte eine Großtante, Frau Burgvogt Deimling, eine Schwester
der Karlsruher Großmutter. Ich erinnere mich aus frühester Jugend, wie auch
dort Weihnachten gefeiert wurde. Den Tannenbaum, an dem grünseidene Beutelchen
mit neuen kleinen Silbermünzen hingen, nahmen wir nachts im Wagen nach
Hause.

Zwischen Volksschule und Gymnasium

Wir trieben viel Musik. Der Vater spielte geläufig Klavier, Alexander blies die
Flöte und Wilhelm spielte die Geige. Beide Brüder durften zuweilen mit ihren
Lehrern im Theaterorchester mitwirken. Karl wurde von Wilhelm auf der Geige
unterrichtet. Am Sonntag nachmittag im Winter und bei schlechtem Wetter vereinigten
wir uns mit einigen Freunden zu einem kleinen Orchester. Sogar eine musikalische
Messe mit Instrumentalbegleitung führten wir in der Seitengalerie der
Gymnasiumskirche [Universitätskirche] auf, wobei ich die Soli sang. Leider hat
man mich zu lange im Kirchenchor der Schüler angestrengt, weshalb kaum Spuren
der klangvollen Stimme übrig geblieben sind.

Als in den 1840er Jahren die erste Schwimmanstalt am Lorettoberg [sogen.
Heim'sche Schwimmbad, jetzt Lorettobad] errichtet worden war, blieb ich der
einzige der Brüder, der schwimmen lernte, aber nicht unter einem Schwimmmeister
- dazu hatte ich kein Geld - sondern mit einem in der Anstalt zur freien
Verfügung gestellten auf die Brust geschnallten Kork. BeimNachhausegehen schüttelte
ich mir täglich von einem mit prächtigen Frühäpfeln dicht behangenen Bäumchen
etliche, und ich glaube, daß der Eigentümer keine gesehen hat.

Jedoch so arg trieb ich es nicht wie Julius und Karl. Eines Morgens zeigten sie
mir unter den Matratzen in ihren Betten Birnen und Äpfel der feinsten Art, die
sie sich nachts in fremden Gärten angeeignet hatten. Ich verpflichtete mich, meinen
Mund zu halten, und habe wahrscheinlich auch von den verbotenen Früchten gegessen
.

Meinem Tagebuch vertraute ich die geheimsten Gedanken an. An Randglossen
von fremder Hand bemerkte ich, daß ein Unberufener darin gelesen hatte. Das
empörte mich derart, daß ich das Tagebuch zerriß und nie mehr etwas Derartiges
unternahm.

Besuch bei der Karlsruher Großmutter

Für die Herbstferien 1842 wurde zur Erholung der Mutter eine Reise nach
Karlsruhe geplant. Man mußte sich um eine Fahrgelegenheit umsehen. Vor dem
Gasthofe „Zum Sahnen" auf der Kaiserstraße - zwischen Franziskanerstraße und
Rathausgasse - stand ein Wagen mit einer Tafel „Retourchaise nach Karlsruhe".
In diesem geschlossenen Kasten nahmen Platz: die Mutter, Lina, Cousine Sofie,

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