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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1978/0125
Burschenschaft „Teutonia"

Im Sommersemester 1851 - 7. 5. 1851 - gründeten wir in Freiburg 11 an der
Zahl, meistens ehemalige Mitglieder der „Walhalla", die Burschenschaft „Teutonia
". Statt den uns nicht gestatteten Farben schwarz-rot-gold wählten wir grün-
rot-gold in der Hoffnung, doch einmal unsere Sehnsucht nach einem freien deutschen
Vaterlande durch Entfaltung der burschenschaftlichen Farben ausdrücken zu
können. Diesen Gedanken hat Wilhelm Nokk [1832-1903], der jetzige Staatsminister
, in einem Bundeslied: „Was ist des Burschen Vaterland?" ausgeführt, und
ich habe die Melodie dazu geschrieben nach der Weise eines ähnlichen Liedes der
Burschenschaft „Germania" in Tübingen, das mir ein gänzlich unmusikalischer
ehemaliger Germane vorgesungen hatte. Bei Festkommersen stieg das Lied stets
zur Militärmusik.

Mit Stimmenmehrheit wurden die sogenannten Bestimmungsmensuren abgelehnt
, obwohl wir uns täglich bei Strafvermeiden auf dem Fechtboden übten. Auch
ich war gegen das Pauken, aber nicht aus Mangel an Mut, denn ich habe mir schon
auf dem Gymnasium beim Waffenspiel die Oberlippe durchschlagen lassen. Der
regelmäßige Beitrag war für den Monat 12 Kreuzer. Politik trieben wir nicht, wir
strebten nur danach, den vaterländischen Gedanken in uns wach zu erhalten. Dennoch
wurden wir, wie sich aus den Akten des Bezirksamtes und der Universität
ergibt, scharf überwacht. In dem Verzeichnis der Mitglieder hat der Stadtdirektor
von Uria als die Verdächtigsten rot angestrichen: „den Sohn des entlassenen Hofgerichtsrats
, ferner Georg Eschbacher [1830-1909] - jetzt Medizinalrat und Direktor
der Kreispflegeanstalt in Freiburg - und Gustav Schmid [1831-1898] -
Arzt in Munzingen -, ein blondgelockter, fast mädchenhafter, harmloser Jüngling.
Ein Polizeiwachtmeister meldete, daß die Teutonen auf der Kneipe keine Bedienung
hätten, und ein Pedell, es sei dort das verbotene Lied gesungen worden:
„Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt". Darauf wurde das Verbot wiederholt
. Aus dem Schriftwechsel zwischen dem Ministerium, dem Bezirksamt und
dem Senat der Universität geht hervor, daß der Senat dem Drängen der Staatsbehörde
nach Auflösung der verdächtigen Verbindung widerstand.

Daß ein schweres Gewitter sich über uns zusammenzog, bemerkten wir an verschiedenen
Zeichen. In einem feierlichen Konvent beschlossen wir die Maßnahmen
für den Fall der Auflösung, die wir bestimmt erwarteten. Am 10. Juni 1852 hielten
wir Trennungsfeier auf der Zähringer Burg. Beim Untergang der Sonne schworen
wir auf eine feurige Anrede des Sprechers Thiry, die Ideale eines deutschen
Burschen zu bewahren, und sangen tiefbewegt das Lied, das beginnt.

„Wir hatten gebaut

Ein stattliches Haus

Und drin auf Gott vertraut

Trotz Wetter, Sturm und Graus."
Die Auflösung erfolgte nicht.

Ich habe in der Verbindung sonnenhelle Tage genossen und manchen lieben
Freund gefunden. Über die Stränge konnte ich nicht viel schlagen, denn ich mußte
die Ausgaben aus dem bescheidenen Lohn für Klavierstunden bestreiten, die ich in

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