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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0134
er nichts.18 Immerhin dürfen wir sicher sein, daß die Nachricht des Beatus nicht
bewußt gefälscht oder verfälscht ist. Gilt er doch als ein im neuzeitlichen Sinn
kritischer Historiker und als Gegner jeder Legendenbildung. Mit Erasmus war er
sehr eng befreudet.19 Dieser käme deshalb als Informant am ehesten in Frage. Nur
kommt Erasmus, wie wir sahen, in den zahlreichen Briefstellen, die unser Thema
berühren, nicht ein einziges Mal auf die Absicht des Kaisers, seinen Lebensabend
in Freiburg zu verbringen, zu sprechen. So muß es offen bleiben, ob Briefe des
Erasmus an Beatus, die eine derartige Mitteilung enthalten haben, verlorengegangen
sind oder öb Beatus möglicherweise die uns bekannten Bemerkungen des Erasmus
überinterpretiert, sich vielleicht auch auf anderweitige Informationen gestützt
hat.

Schließlich wäre noch zu fragen, ob die von Beatus überlieferte Nachricht mit
dem in Einklang zu bringen ist, was wir vom Lebensstil des Kaisers, von seiner rastlosen
politischen Tätigkeit, von seinen kriegerischen Unternehmungen, von seiner
Jagd- und Turnierleidenschaft, von seiner Hofhaltung usw. wissen. Wohl waren
Maximilian, der in den letzten Lebensjahren ständig seinen Sarg mit sich führte,
düstere Anwandlungen von Melancholie und der Gedanke an sein eigenes Ende
nicht fremd, zudem war sein Beichtvater Gregor Reisch Prior der Freiburger Kar-
tause. Andererseits scheint es angesichts seiner inneren Einstellung zu den ihm als
Kaiser obliegenden Aufgaben kaum denkbar, daß er sich selbst aus der Verantwortung
für das Reich und das Haus Ha'bsburg entlassen und sich aus der Politik zurückgezogen
hätte.20

Das Haus zum Walfisch ist in Villingers Besitz geblieben, Maximilian hat es nie
benutzt. Als Erasmus dort einzog, war Maximilians Schatzmeister, der sich auch als
Mäzen der deutsch-elsässischen Humanisten einen Namen gemacht hat21, bereits
tot. Seine Witwe bzw. deren zweiter Mann Johann Loeble, Schatzmeister König
Ferdinands, sahen keine rechte Verwendung mehr für das fernab von ihrem Wirkungskreis
liegende Stadthaus; sie dachten an Verkauf und hatten bereits Kontakt
mit Jakob Stürtzel, einem Neffen des gleichnamigen Kanzlers22, aufgenommen.
Da sich aber König Ferdinand bei ihnen für Erasmus eingesetzt hatte, hatten sie,
damit Erasmus als Mieter darin wohnen bleiben könne, zunächst dem König das
Haus zum Kauf angeboten. Hätte man damit einen alten Plan aus der Maximilianzeit
wieder aufgegriffen, wäre eigentlich zu erwarten, daß man dann des Kaisers
frühere Absichten expressis verbis als Argument ins Feld geführt hätte. Davon ist
aber nicht die Rede und König Ferdinand ließ mit seinem Bescheid auf sich warten.
Tatsächlich dürfte ihn das Haus kaum interessiert haben, obwohl er einmal, 1562,
dort abgestiegen ist23, und der finanzielle Einsatz wird ihm auch für Erasmus, den
er außerordentlich schätzte, einfach zu hoch gewesen sein. So erlitt dieser, obwohl
er alle seine Beziehungen auszuspielen suchte24, ein ganz gewöhnliches Mieterschicksal
: ihm wurde gekündigt.25

Bleibt am Ende als Fazit: Die nur im Umkreis des Erasmus belegte Zweckbestimmung
des Hauses zum Walfisch als Residenz und Alterssitz Maximilians läßt
sich weder zweifelsfrei beweisen noch schlüssig als Legende widerlegen, wenn auch
Skepsis hinsichtlich ihres Realitätsgehalts angebracht ist. Deshalb werden wohl

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