Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0099
1830 - 15. Sept. - Mailand - FH an Schwester:

Vater und Schwester aus Paris zurück. „ ... in einem ungünstigen Zeitpunkt nach Paris « . . aber
wer konnte diese Ereignisse voraussehen. Nachdem ich die unseligen Ordonnanzen vom 25ten July
gelesen, erwartete ich freilich Unruhen in Frankreich, denn es war garnicht zu glauben, daß sich die
Franzosen dieselben gefallen lassen würden. Daß aber ein Minister in Frankreich so toll oder blödsinnig
seyn sollte, solche unsinnigen Gesetze auf eigene Faust zu machen, dieß konnte mir nicht einfallen
, und ich erwartete nach den Wahlen täglich einen Ministerwechsel. So sehr mich aber jene
Ordonnanzen mit Schmerz und düsteren Ahnungen erfüllten, so sehr erfreuten mich die Nachrichten
von den heldenmüthigen Anstrengungen der Pariser, eine solche elende Regierung zu vernichten
. Es war für jeden klar, daß hier von keinem Aufstande einzelner Klassen, sondern von einer
Revolution die Rede sey . . . die Wahl des neuen Königs wird hoffentlich die Reihe der Umwälzungen
schließen und eine neue bürgerliche Ordnung auf lange Zeit begründen." Bemerkungen über
Auswirkungen auf andere Völker Europas. „ . . . das österreichische Italien, nach Toskana, die am
besten regierte italienische Provinz. Deswegen bin ich hier außer Sorgen, werde aber, wo sich mir
immer eine Gelegenheit darbietet, den gerechten Wünschen der Italiener bei der Regierung Gehör
zu verschaffen suchen. Ich halte es für unerläßliche Pflicht jedes Beamten, eben so sehr dem Monarchen
Treue zu bewahren, als das Glück des Volkes auf jedem gesetzlichen Wege zu befördern, denn
obwohl unser Schicksal unmittelbar vom Monarchen abhängt, so sind wir doch eigentlich Diener des
Staats. Du siehst hieraus, daß ich im wahren Sinne liberal und ein Doktrinär bin, aber deßwegen
garnicht gefährlich für einen monarchischen Staat . . Künftige Wohnung in der Contrada del
Marino No 1136. Bemerkungen über den bevorstehenden Empfang des Großherzogs in Freiburg.
Empfehlungen an H. Prof. Schreiber, bei Schindlers.

1831 - 2. Juli - Mailand - FH an Schwester:

Vetter Karl ab Kellner in Bergamo, Mailand und Bad bey St. Gallen. Bemerkungen über politische
Lage in Europa: „ . . . Polen wird allem Anscheine nach frey werden . . . wie weit sich dieses neue
Königreich erstrecken solle. Die siegreichen Waffen der tapferen Polen werden dieß am besten entscheiden
. . . Auch in Wien ist die Volksstimme ganz zu Gunsten der Polen. Man sieht aus allem,
daß ganz Europa einer Umwandlung entgegengeht. Wer mag die Folgen der Freiheit Polens itzt
schon berechnen? Können dann Preußen und Oesterreich bei ihren itzigen Systemen beharren? Ich
bin überzeugt, irgendeine Veränderung zu Gunsten der Freyheit steht überall bevor. Nur ist zu
wünschen, daß Alles im friedlichen und ordentlichen Wege vor sich gehe, daß die Regierungen die
Bedürfnisse der Völker selbst einsehen und berücksichtigen. . . . Eure Landtagszeitung würde ich
gerne lesen . . . An den Vorschlägen und Reden wegen Einführung allgemeiner Preßfreiheit, Aufhebung
der Frohnden, Einführung einer Gemeindeordnung, Verminderung der Truppen pp habe
ich mich sehr erbaut. Ich wünsche, daß die Kammer mit dieser Umsicht, Einigkeit und Freymüthig-
keit fortfahre, und daß die Regierung in ihre Ansichten eingehe. In unserm lieben deutschen Vaterlande
ist noch gar viel in Ordnung zu bringen, und der Deutsche Bund ist so locker, daß ich keinen
Groschen für den Kitt gäbe, der ihn zusammenhält. Von Italien mag ich garnicht reden, denn da ist
man noch nicht zum Anfang gekommen." Grüße an H. Kammerrath Schindler, Frau Hofräthin
Schmiederer, H. Prof. Schreiber.

1831 -17. Okt. - Mailand - FH an Schwester:

Buchsendung mit Werken von Schiller und Jean Paul bestätigt. „ . . . Ich wurde nun auch von unserer
Lesegesellschaft zum Director gewählt. Die Zahl der Mitglieder ist bereits über 80 und wird
bald auf 100 steigen, weil das neue Lokal viele anlockt. Mir wäre sehr erwünscht, wenn ich das
Reglement oder die Statuten des dortigen Museums (Freiburger Museumsgesellschaft) haben
könnte .. Rege Bautätigkeit in Mailand, „gewiß mehr als in Wien". Entstehung eines Bazars mit
einigen hundert „Boutiken" unter Kolonnaden.

1832 -27. April - Mailand - FH an Schwester:

Bemerkungen zu Nachrichten aus Baden, „daß bei euch eine ungemeine Aufregung herrscht". Er
bittet, den „Freisinnigen" nicht zu senden. „Er darf - wie du denken kannst nicht über die hiesige

97


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0099