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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0109
Reben sein. Hier können alle neueren Erfahrungen, Drahtbau, Stockweite, Sortenwahl usw. ausge
nutzt werden ... Es ist geradezu grauenerregend, wenn man in alten Weinbergen sieht, wieviele
Faulenzer dastehen. Zur radikalen Ausrottung fehlt meist die Courage, und dann taucht immer und
immer wieder die vage Hoffnung auf, daß ein leerer Stock das nächste Jahr doppelt tragen wird.
Auch hier wird es heißen müssen: raus mit den alten Stöcken und Ersatz nach gründlich durchge
führter Selektion! Eine schwere Belastung bilden die pflanzlichen und tierischen Schädlinge. Mit der
Blattfallkrankheit und dem Äscherich haben wir uns abgefunden; wir werden ihrer Herr, aber sie
kosten unendlich viel Schweiß und Geld. An ihrer besseren Bekämpfung arbeiten ja alle weinbautreibenden
Länder der Welt . . . Dagegen stehen wir noch mit einem bösen Gegner im ungleichen
Kampfe, nämlich dem Heu- und Sauerwurm.17 Uns will es scheinen, daß hier nur gemeinsame, zu
sammenschließende Arbeit helfen kann, vorausgesetzt, daß die bis jetzt bekannten Mittel auch
wirksam sind. Im Hintergrund aller Feinde lauert aber als gefährlichster die Reblaus. Da ist es
nötig, daß alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um eine neue widerstandsfähige und doch edle
Rebe heranzuzüchten. Die Arbeit hat schon allenthalben eingesetzt. Ob es gelingt, wer weiß es!18
In Frankreich ist es nicht geglückt. Da hat man Masse, schlechte Ware und spottbillige Preise .. .
Was des weiteren noch sehr im Argen liegt, das ist die Art der Kelterung, ebenso die Kellerbehand
lung.19 Wissenschaft und Technik haben auf diesen Gebieten das ihrige getan, nur die Rebbauern
sind es, die nicht mitmachen wollen!20 Von diesen lebt eine außerordentlich große Menge in Unkenntnis
und aller Sorglosigkeit dahin 21 und deshalb fallen auch jahraus jahrein große Mengen des
gewonnenen Weines dem Verderben oder dodi wenigstens dem Minderwert anheini' ... Zu der
nächsten und vielfach neuen Aufgabe gehört die Gründung von Winzergenossenschaften, d. h. Ein
und Verkaufsgenossenschaften. Diese Genossenschaften sind ein absolutes Bedürfnis namentlich für
den Kleinbetrieb. Ihre Gründung stößt auf große Schwierigkeiten, aber die Erfahrung hat gelehrt,
daß noch größere Dinge überwunden worden sind. Sie verschaffen den Kleinbauern zunächst ein
sicheres und rasches Einkommen, verbessern die Qualität, regeln die Preise und verschaffen besseren
Absatz. Durch strenge Reelität erhöhen sie das Ansehen unseres Produktes und die Begehrlichkeit
nach Wein. Wir sind überzeugt, daß diese Genossenschaften in späteren Jahren der Eckstein sein
werden, für den gedeihlichen Fortbestand unseres Weinbaus . .

Emil Litterst, Fessenbach, schrieb 1923 in „Weinbau und Kellerwirtschaft" zum
Problem „Die Rebsorten der mittleren Ortenau" 21 u. a.:

»Von größter Bedeutung für die Qualität bzw. Quantität des Weines einer Gegend sind die in
der Gegend angebauten Rebsorten. Die Höchstausnutzung eines Rebgeländes ohne die richtige
Sortenwahl ist geradezu ausgeschlossen. Nun haben sich in den einzelnen Rebgebieten, durch verschiedene
Umstände bedingt, Sortimente herausgebildet, die nicht mehr angebracht sind. Besonders
ist es der Weinabsatz, der unsere Winzer manchmal zum Sortenwechsel trieb .. . Die Ortenauer
Rotweine (Zeller Roter), der Durbacher Clevner22 und der Klingeiberger (Riesling), spielen auch
heute noch im badischen Weinbau eine große Rolle. Wo es immer einigermaßen ging, wurden Edel-
sorten gepflanzt. In Zell Weierbach, Fessenbach, einem Teil von Ortenberg und Rammersweier
erfuhr besonders der Spätburgunder eine große Ausdehnung, während in Durbach der Clevner
(Traminer) und der Klingeiberger vorherrschend waren. Aber auch in letztgenannten Gemeinden
reift auf den sonnigen Höhen ein guter Klingeiberger. Heute noch werden Kinder solcher Rebbauern
,Klingler* genannt, weil ihre Vorfahren fast nur Klingeiberger angepflanzt hatten.23 In den für
bessere Sorten weniger geeigneten Lagen wurde größtenteils der Räuschling angebaut, der einen
sehr guten Tischwein liefert. In Ortenberg wurde auch der Ortlieber (Tokauer, Rungauer) angebaut
. Elbling, Ruländer hatten weniger Verbreitung gefunden.

Litterst berichtet nun von den Anfängen des Rückgangs des Weinbaus durch die
städtebauliche Ausdehnung von Offenburg und die Umwandlung von Reb- zu
Ackerland in der Ebene. Er fährt fort:

«... der schlechte Weinabsatz und die geringe Bezahlung der Qualität waren weitere Faktoren,
die den Anfang zum Sortenwechsel gaben. Dazu kamen am Ende der achtziger Jahre das Auftreten
der Pilzkrankheiten, deren Bekämpfung den Weinbau sehr erschwerten und damit verteuerten.

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