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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0125
2, Innovationsversuche im Bereich der Interessenvertretung

Vorgänge 1919/20

Waren mit der Gründung des Badischen Weinbauinstituts Verbesserungen in den
wissenschaftlichen und praktischen Grundlagen der Produktionssteuerung und der
Verbesserung der Strukturbedingungen auf lange Sicht eingeleitet worden, so sollte
die zweite Innovation im Bereich der Organisation dazu dienen, die Maßnahmen
der Preisregelung, Absatzförderung und weinrechtlichen Steuerung, aber auch all-
gemeinsteuerrechtlicher Regelungen im Sinne der Produzenten zu optimieren bei
gleichzeitigem sich langsam verstärkenden Organisationsgrad in einer einheitlichen
Vertretung zur Durchsetzung absatz- und steuerpolitischer Belange.

Lang- und kurzfristige Probleme standen damals zur Lösung an, und eine schlagkräftige
Organisation mit breiter Verankerung regional und personell in der Winzerschaft
war erwünscht. Ohne interessenpolitische Absatzbeeinflussung war eine
Veränderung der Produktionsstruktur nicht sehr effektiv, Dies um so mehr, als
man vom Quantitätsweinbau und der Hybridenkalamität wegkommen wollte zum
Edelweinbau auf der Basis ständig gesteigerter Qualität (Qualitätsweinbau). Sowohl
lang- als auch kurzfristig (Beschränkungen im Krieg und nach dem Krieg und
bedingt durch die Bestimmungen von Versailles)125 war dies notwendig.
Müller sprach dies in Munzingen am 4. 5. 1919 deutlich aus:

„Der zukünftige Existenzkampf legt den Winzern aber auch nahe, sich zusammenzuschließen,
um gemeinsame Interessen mit um so größerem Nachdruck verfechten zu können. Wir haben in
Baden nun zwar eine ganze Reihe von Weinbauvereinigungen mit z. T. schon langjähriger, erfolg
reicher Tätigkeit, die aber alle mehr oder weniger unabhängig voneinander tätig waren und darum
nicht das erreichten, was durch einen Zusammenschluß hätte erreicht werden können. Darum sollte
durch eine Vereinigung aller Winzervereine ein badischer Winzerverband entstehen. Daß das nötig
ist, wird wohl rückhaltlos von allen Winzern anerkannt. Dieser badische Winzerverband soll dann
die Berufsorganisation des badischen Weinbaus darstellen, er soll für die Anerkennung der Bedeutung
des badischen Weinbaus eintreten und in allen Fragen des Weinbaus und des Weinhandels als
die zuständige Instanz beratend mitzuwirken haben. Im Zusammenhang mit der staatlichen Wein
bauförderung wird er die schwere Arbeit, die uns die Zukunft bringen wird, mit bewältigen hei
fen."126

Müller ergriff auch sofort die Initiative bzw. hatte schon vor dem 4. 5. recherchiert
bei den Vorsitzenden der badischen Weinbauorganisationen, die sich nicht
ablehnend verhielten, zumal aktuelle Probleme wie z. B. die Höchstpreisregelung
anstanden.127 Das aufkommende Bestreben, die Kellerwirtschaft zu verbessern,
mußte in der Praxis der Winzer sich in verbessertem Absatz niederschlagen können
.128

Das Ringen um den Zusammenschluß geriet in den Strudel zu vieler ungelöster
Probleme, die das Weinfach von außen mitbestimmten. Es waren dies:
1. Die völlig in Fluß befindliche Konstellation des Zusammengehens und Zusammenschlusses
von landwirtschatlichen Verbänden zu Arbeitsgemeinschaften mit
und gegen die Badische Landwirtschaftskammer, besonders dann, wenn die
Verbände der Ansicht waren, daß sie von der Landwirtschaftskammer übervorteilt
würden, d. h. wenn die Landwirtschaftskammer sich anschickt, im
Namen der Verbände zu sprechen.129

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