Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0141
Greiffeneggs Geiselnahme *

von

Hermann Kopf

Im Verlaufe des ersten Koalitionskrieges (1792-1797) zwischen Frankreich und
deutschen Staaten überschritt Ende Juni 1796 ein Teil der unter dem Kommando
des Generals Moreau stehenden französischen Armee Rhin et Moselle bei Kehl den
Rhein. Am 6. Juli 1796 rückte die Vorhut dieser Armee unter General Tareau in
die unbefestigte Stadt Freiburg ein. Dort war Regierungsrat Hermann von Greif-
fenegg als einziges Mitglied der österreichischen Regierung zurückgeblieben. Der
Präsident der Regierung von Sumerau und ihre übrigen Mitglieder hatten sich nach
Konstanz abgesetzt. Mitte August 1796 wurde Greiffenegg von den Franzosen
festgenommen und in die Festung Pfalzburg verbracht. Am 23. April 1797 konnte
er nach Freiburg zurückkehren.

Greiffenegg war für die französischen Dienststellen kein Unbekannter. In den
Jahren 1792/93 hatte er im Auftrag der österreichischen Regierung als resident
autrichien in Basel die Funktion eines Gesandten bei den Kantonen der Eidgenossenschaft
ausgeübt. Sein französischer Gegenspieler in Basel, der Gesandte Jean
Barthelmy (1747-1830), den die Revolution den Titel eines Marquis mit dem eines
Bürgers vertauschen ließ, hat seinen Außenministern über Greiffeneggs Tätigkeit
wiederholt in anerkennendem Sinn berichtet.1

Am 2. März 1792, vor Kriegsbeginn, teilte Barthelemy dem Minister Lessart mit,
Greiffenegg, le resident de VEmpereur halte alle Vorübergehenden an, um ihnen zu
sagen, daß seine kaiserliche Majestät gegen Frankreich die friedlichsten Absichten
hege, daß der Kaiser, soweit dies von ihm abhänge, alles tue, um jeden feindseligen
Akt zu vermeiden, und daß er nur für die Verpflichtung, die sein Amt ihm auferlege
, sich einsetzen müsse, die Rechte der im Elsaß begüterten deutschen Fürsten zu
wahren. Greiffenegg gelang es in kurzer Zeit, seine Stellung in Basel so zu befestigen
, daß der Feldmarschall Richelieu d'Aiguillon aus seinem Hauptquartier in Hoe-
singen (Hüningen?) dem Außenminister Dumouriez schrieb, der Agent des Königs
von Ungarn genieße in Basel die beste Wertschätzung (6. VI. 1792). Christophe
Koch, der im Auftrag des französischen Außenministeriums die Schweiz und

* Im 94./95. Jahresheft dieser Zeitschrift (1976/77) erschien ein Aufsatz des Verfassers über „Greiffeneggs
Abwesenheit". Dieser Beitrag konnte inzwischen durch Heranziehung weiterer Quellen ergänzt werden. Einer
Berichtigung bedurfte der Irrtum des Verfassers, die französischen Emissäre Probst und Poterat seien identisch
. Tatsächlich handelte es sich um zwei Agenten mit ähnlichem, aber getrennten Wirkungskreis. Dem Grafen
Alfred von Kageneck verdankt der Verfasser die Unterrichtung über den im Wiener Staatsarchiv befind
liehen Schriftwechsel zwischen dem österreichischen Außenminister Thu,gut und dem Gesandten Degelmann in
Basel, der sich auf die Entlassung Greiffeneggs aus seiner „Geiselnahme" bezieht.

Dem Deputierten der Eure, Remy Montagne, ist der Verfasser für die Beschaffung eines Schriftstücks des
Pariser Nationalarchivs zu Dank verbunden.

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0141