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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 18
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rienau gehörte. Er selbst war wiederholt Bürgermeister von Breisach und seine
Wappenscheibe hängt im Rathaus von Endingen. Er starb 1530 und liegt im Brei-
sacher Münster begraben.

In seine Zeit fällt der Bauernkrieg, der im Breisgau erst im Mai 1525 ausbrach.
Die sozialen Verhältnisse im Dorf beleuchtet eine Namensliste des Dorfgerichts
von 1514: damals war Pantaleon Schächteliun Vogt, Gerichtsmänner waren 2
weitere Schächtelin, 2 Eberlin, 2 Einliffy und Martin Rockenbach, Erbpächter
eines Günterstaler Lehens, alles also Männer aus einer engversippten, wohlhabenden
Schicht, die das innerdörfliche Geschehen weitgehend beherrschten. Auch für
Munzingen bestätigt sich die Tatsache, daß meist nicht die armen Bauern die
Führer des Aufstands waren, sondern Männer aus der örtlichen Führungsschicht.
Hier waren es Hans Eberlin und Hans Schächtelin, wie aus den Prozeßakten hervorgeht
. Es kam zu allerlei Plünderung von Hausrat und Vorräten des Gervasius,
wobei vor allem der Wein ausgetrunken wurde. Der Vogt Conrat Bernhart -
,,mein guter und frommer Geselle'', wie ihn Gervasius nennt, — wurde ebenso
mißhandelt wie der Ortsgeistliche. Schlimmer war das Auftreten des später aufgehängten
Pfarrers Anderas Metzger von Niederrimsingen. Er veranlaßte eine teilweise
Demolierung des Schlosses und half selbst mit, das Dach abzudecken. 1562 fl
hat Junker Vasius, wie man Pforr meistens nannte, für seinen Schaden bekommen
; eine Summe, die etwa in der Hälfte der damals gezahlten Entschädigungen
liegt. Die Schätzung, die für diese Zwecke aufgestellt wurde, zählt 38 Häuser auf,
von denen eines leer stand und zwei Wirtshäuser waren, dazu kamen noch das
Schloß und das Pfarrhaus. Was aus Hans Schächtelin und Hans Eberlin wurde,
geht aus den Akten nicht hervor. Fünf Jahre später beglaubigten die Ältesten
und Seßhaften'' der Gemeinde ein neues Verzeichnis aller Liegenschaften, und
von ihnen hießen zwei Hans Schächtelin. Einer von ihnen war nachher 46 Jahre
Schultheiß des Freihofs und wurde über 90 Jahre alt. Zwischen 1525 und 1580
waren vier Schächtelin Dorfvögte, und auch die Eberlin erschienen weiterhin in
angesehenen Stellungen.

Des Gervasius Nachfolger, sein Sohn Hans Conrad, hatte viele Jahre in Ungarn
, Italien und Nordafrika gekämpft und wurde nach seiner Rückkehr vorderösterreichischer
Kriegsrat. Er muß ein temperamentvoller Herr gewesen sein. So
habe er sich gar übel erzürnt, als ein Ziegenknecht bei der Kilbi auf dem Tanzplatz
,,einen Unflat" angefangen habe; dieser sei entlaufen, Hans Conrad hinterher
, bis schließlich der Knecht im Freihof Asyl erreicht habe. ,,Ei", habe da der
alte Junker gerufen, ,,nun laufe ihm der Teufel nach." Er hat das halbzerstörte
Schloß renoviert, ebenso die Mühle. Außerdem hat er einen Neubau errichtet,
vermutlich den jetzigen sog. Gutshof.

In seine Zeit fällt eine einschneidende Änderung im Dorf. Seit geraumer Zeit
ging es mit St. Stephan abwärts. Die Äbtissinnen versuchten zwar, das Eindringen
der Neuen Lehre zu verhindern, die sich in Straßburg durchgesetzt hatte,
aber immer mehr Stiftsdamen traten aus. Die 1539 gewählte Äbtissin Adelheid
von Andlau erwies sich als besonders hartnäckige Gegnerin der offiziellen städtischen
Politik, mußte aber 1544 zurücktreten, weil, wie sie selbst erklärte, ,,es sich
leider zugetragen hat, daß ich aus weiblicher Blödigkeit mich vergessen und zu

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