http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0049
Ein unbekannter Brief des Konstanzer Bischofs
Heinrich von Tanne an die Freiburger Dominikaner
aus dem Jahre 1237
Zugleich ein Beitrag zu den
Anfängen der Dominikaner in der Stadt Freiburg
Von
Josef Steinhart
Vor vielen Jahren machte mich mein Freund Andre Vauchez (Paris), früher Directeur d'Etudes an der
Ecole francaise de Rome und jetzt Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Rouen,
auf eine Geschichte des Freiburger Dominikanerklosters aus dem 18. Jahrhundert aufmerksam, die, in
den Repertorien nicht verzeichnet, er an unvermuteter Stelle im Vatikanischen Archiv zu Gesicht
bekam und die, wie er feststellte, auch bislang unbekannte Dokumente enthält. Die Initiative, der das
kleine Werk seine Entstehung verdanken dürfte, im Rahmen der Bemühungen um die Ordensge
Schichtsschreibung des 18. Jahrhunderts zu würdigen, ist hier nicht der Ort; doch mag wenigstens dar
auf hingewiesen werden, daß im Bemühen, die Geschichte des Klosters durch urkundliche Dokumen
tation zu illustrieren und gegenüber einem kritischen Leser wissenschaftlich gesichert darzulegen, Ten
denzen der damaligen Zeit aufgenommen sind. Das Freiburger Beispiel lehrt wiederum, wie das Inter
esse an der eigenen Geschichte eng verbunden ist mit Neuansätzen im Leben des Konvents. Ich freue
mich, daß Josef Steinhart im Rahmen einer Doktorarbeit über „Die Gesellschaft des Spätmittelalter
liehen Freiburg in ihrem Verhalten zu kirchlichen Institutionen der Stadt. Ein Beitrag zur Familien
und Sozialstruktur der Stadt Freiburg im Spätmittelalter" (eine Vorstudie „Das Dominikanerkloster
und die Stadt Freiburg im Mittelalter Gesellschaftliche Gruppen im Spiegel des Jahrzeitbuchs der
Freiburger Dominikaner" liegt als Zulassungsarbeit zum Staatsexamen bereits vor) aus dem kleinen
Beispiel Freiburger Ordensgeschichtsschreibung neue Erkenntnisse über die Anfänge der Dominikaner
in Freiburg gewinnen kann. Meinem Freunde Andre Vauchez danke ich dafür, daß er meinem Schüler
den Fund nicht nur zur Auswertung überließ, sondern ihm auch seine eigenen Aufzeichnungen und
Exzerpte bereitwillig zur Verfügung stellte. T, „
Hagen Keller
Der Brief Bischof Heinrichs von Konstanz an die Freiburger Dominikaner vom 4.
August 1237 ist nicht im Original erhalten, sondern durch eine Abschrift in der
bisher unbekannten Chronik des Freiburger Dominikanerklosters überliefert.1
Diese Chronik befindet sich heute im Vatikanischen Archiv als Bestandteil einer
Handschrift im Fondo der Ritenkongregation.2 Der Sammelband mit der Aufschrift
„Tolossana" (d.h. Toulouse betreffend) enthält in seinem ersten Teil Berichte
und Briefe vom Martyrium des Wilhelm von Arnaud und dessen Gefährten
.3 Der Dominikaner Wilhelm von Arnaud war als Inquisitor mit der Bekämpfung
der Albigenser in Toulouse, Albi, Carcassonne und Agen beauftragt. Er
wurde zusammen mit neun Gefährten am 29. Mai 1242 in Avignonet bei Toulouse
bei einem Überfall der Albigenser ermordet.4 Seine leiblichen Überreste
überführte man später in das Dominikanerkloster von Toulouse. Der dortige
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