Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 108
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hören zu diesen Verdienstvollen. Andere versuchten es den bewährten Sagenforschern
gleichzutun. An der schlichten und einfachen Sprachweise früherer Erzähler
fanden sie kein Genüge. Sie fingen an, am Sagenstoff zu hobeln und zu glätten
. Orts- und Personennamen wurden willkürlich verändert. Wie bei einem
durch Alter nachgedunkelten Ölbild hantierte mancher der Neubearbeiter daran
herum, im Glauben, es besser zu machen, und mit dem Ergebnis, daß dabei einiges
von der alten Substanz verloren ging. Im übrigen sollte nicht außer acht gelassen
werden, daß sich auch aus Archivquellen, aus Akten, Protokollen und
Handschriften manches Sagengut erschließen läßt.

Unter den im Elztal bekannten Sagen gibt es solche, die auf besondere Eigenarten
in der Natur Bezug nehmen (Kandelsagen). Andere befassen sich mit bereits
bekannten Vorkommnissen (Untergang des Suggentals), wieder andere suchen
eine Erklärung für eigenartige politische Verhältnisse (Prechtal) oder führen, von
romantischen Vorstellungen genährt, zu seltsamen Menschen, noch seltsameren
Gewohnheiten und geheimnisumwobenen Orten (Ritter von Schwarzenberg). Es
kommen hier auch Sagen vor, bei denen, wie beispielsweise beim Geißenmeckerer
, der aktenmäßig nachweisbare Wahrheitsgehalt nur hauchdünn unter der
Decke der Erzählweise liegt. In der Sage vom Simon vom Walde ist die Verlagerung
des Orts der Handlung wohl darauf zurückzuführen, daß der ursprüngliche
Standort nach seiner Vernichtung auch aus dem Gedächtnis der Erzähler verschwand
und sie sich als Ersatz einen anderen Ort aussuchten, den sie nunmehr
für den richtigen hielten. Wandersagen, das sind solche, die auch an anderen
Orten daheim und mit örtlich zutreffenden Varianten versehen sind, wie etwa die
Sage von der Margarethenglocke in Waldkirch, scheiden für die vorliegende
Untersuchung aus.

Die Reihenfolge der zu behandelnden Sagen richtet sich nach dem für ihre Entstehung
frühest möglichen Zeitpunkt.

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Sage vom Untergang des Suggentales

Im diesem Grunde befanden sich vor Zeiten viele reiche Silbergruben, worin bei fünfzehnhundert
Bergleute arbeiteten; er war so voll Häuser, daß die Katzen von der Elz bis zum
obersten Hof im Thal auf den Dachfirsten spazieren konnten, und auf der heutigen
Schloßmatte stand ein stattliches Grafenschloß. Darin, wie auch in dem ganzen Orte
herrschte großer Reichthum, zugleich aber ungemeine Hoffart und Ueppigkeit. Die Gräfin
hatte eine einzige, wunderschöne Tochter, um die sich viele reiche und vornehme Herren
bewarben, allein dieselbe wollte nur Demjenigen ihre Hand reichen, welcher im Schloß
einen gläsernen Weiher mit lebendigem Wasser anlegen würde, so daß sie von ihrem Bette
aus die Fische darin umherschwimmen sehen könne. So schwer diese Bedingung auch zu
erfüllen war, so ließ doch der Oberhauptmann der Bergleute, der in die junge Gräfin verliebt
war, sich nicht davon abschrecken, sondern führte mit unsäglicher Mühe eine drei
Stunden lange Wasserleitung (deren Ueberbleibsel noch jetzt der Mauer weg heißen) von
der Platte bis zum Schlosse, woselbst er den Weiher, das Bett desselben aus gegossenem
Glase, ganz nach des Fräuleins Verlangen, endlich glücklich zu Stande brachte.

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