Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 109
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0111
Auf Dieses schenkte die geschmeichelte Gräfin ihm wirklich ihre Hand; die Hochzeit
ward im Schloß und ganzen Ort auf's Ueppigste gefeiert und endlich der Uebermuth dabei
so groß, daß die Gäste das Weiche im Weißbrod herausschnitten und in den hohlen Krusten
, als wären es Schuhe, herumtanzten. Während dessen ging der Pfarrer mit dem Hochwürdigsten
am Schlosse vorüber zu einem Kranken in der Nachbarschaft und der voranwandelnde
Meßner schellte dabei nach üblicher Weise. Da wollten zwar Einige mit dem
Tanz einhalten und niederknieen, aber die Gräfin rief ihnen zu: Was fragt ihr nach der
Schelle! Jede meiner Kühe hat auch eine solche am Halse!" und nun ging es auf's Neue
fort mit Spielen, Lärmen und Tanzen.

Auf dem obersten Thalhof bei dem Kranken, der ein frommer christlicher alter Mann
war, angekommen, versah ihn der Pfarrer mit den heiligen Sakramenten und entfernte sich
darauf wieder in Begleitung des Meßners. Nicht lange darnach schickte der Alte seinen
sechzehnjährigen Sohn, welcher allein bei ihm war, an das Fenster, um nachzusehen, ob
am Himmel keine Wolke sei? Die Antwort lautete, es komme ein Wölkchen, doch nicht
größer als ein Hut, über dem Schwarzenberg. Noch zweimal mußte der Sohn nach der
Wolke schauen; das erste Mal hinterbrachte derselbe, sie sei bereits so groß wie eine Badewanne
, und das zweite Mal, jetzt habe sie die Größe eines Scheuerthor es. Da befahl ihm
sein Vater, ihn geschwind auf den Luserberg zu tragen, so wie auch ihre besten Habseligkeiten
hinauf zu flüchten, denn Gottes Gericht breche jetzt über das Thal herein.

Nachdem sie oben auf dem Berge angelangt waren, setzten sie sich nieder und sahen zu,
wie das kohlschwarze Gewitter, welches sich inzwischen über dem Thale zusammengezogen
hatte, nun mit schrecklichen Blitzen und Donnerschlägen und einem ungeheuren Wolkenbruche
sich entlud. Alle Gebäude im ganzen Thale, die Kirche und den obersten Hof, der
dem Kranken gehörte, ausgenommen, wurden vom Wasser weggerissen, sämmtliche Bergwerke
zerstört und von der ganzen Einwohnerschaft nur der alte Mann mit seinem Sohne
und ein kleines Kind am Leben erhalten. Dieses Kind, ein Knäblein, schwamm in seiner
Wiege mitten in der Fluth und bei ihm befand sich eine Katze. So oft die Wiege auf eine
Seite sich neigte, spang die Katze auf die entgegengesetzte und brachte sie so stets wieder
in das Gleichgewicht. Auf diese Weise gelangte die Wiege glücklich bis unterhalb Buchholz
, wo sie im Dold (Wipfel) einer hohen Eiche hängen blieb. Als der Baum wieder zugänglich
geworden, holte man die Wiege herunter und fand Kind und Katze lebend und
unverletzt darin. Da Niemand wußte, wer des Knäbleins Eltern gewesen, so benannte man
dasselbe nach dem Wipfel des Baumes: Dold, und dieser Name wird von seinen Abkömmlingen
noch heute geführt.

Nachdem das Wasser aus dem Thale sich wieder verlaufen hatte, fanden die Leute der
benachbarten Gegend eine Menge Leichen, die sie zum Theile noch erkannten; auch stifteten
sie für die Umgekommenen viele Seelenmessen. — An der Kirche hatte das Wasser ein
Zeichen seiner Höhe hinterlassen, das auf keinerlei Weise mehr weggebracht werden
konnte. Der ganze Grund, welcher bisher Reichenthal geheißen, erhielt nun den Namen
Sunkenthal, woraus in der Folge Suckenthai geworden.

Von dieser Sage liegen zwei ältere Fassungen vor, die eben beschriebene von
Bernhard Baader 1 und eine weitere von Julius Leichtlin. Sie stimmen in den
Grundzügen im wesentlichen miteinander überein. Allem Anschein nach gehen sie
auf die gleiche Quelle zurück, nämlich auf eine Handschrift, die aus dem Nachlaß
von Joseph Bader in das Generallandesarchiv Karlsruhe gelangt ist.2 Das
Deckblatt trägt den Titel: „Beschreibung von dem Sukenthaler Bergwerk". In
einem Vorbericht auf Folio 3 steht zu lesen: ,,Das größte und reichste Bergwerk
von Kupfer, Silber, Bley, in dem Breisgau ist erfunden worden Anno 1092, wie

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