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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 113
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0115
In der Sage vom Untergang des Suggentals sind zwei geschichtlich nachweisbare
Vorgänge miteinander verbunden, der Bau einer Wasserleitung von der Platte
am Kandel nach Suggen- bezw. Glottertal und die Überschwemmungskatastrophe
mit dem einstweiligen Erliegen des Bergbaus.

In der mehrfach genannten Handschrift 1603 finden sich wenig für die Ergrün-
dung des Wahrheitsgehalts dienliche Angaben. Das Werk stellt sich bei näherer
Betrachtung hinsichtlich der darin enthaltenen Daten und Fakten als Fälschung
dar. Bei Licht besehen handelt es sich um ein mit viel Fantasie zusammengezimmertes
Elaborat des 18. Jahrhunderts. Schon Hermann von Carato kam der Inhalt
nicht ganz geheuer vor. Er nannte die Handschrift „eine vermutlich fabelhafte
alte Schrift'Ein „Engelsburg'' genanntes Schloß hat es nie gegeben. Es
ist jedoch nicht auszuschließen, daß sich am Ort ein schloßähnliches stattliches
Haus befand, in dem möglicherweise die Bergwerksverwaltung untergebracht
war. Die „Schloßmatte'' dürfte damit in Zusammenhang zu bringen sein.15 Desweiteren
trug der Ort nie einen anderen als den noch gebräuchlichen Namen.16
Ein Name wie Reichental könnte, wenn es diesen je gegeben hat, im Hinblick auf
den Bergbau immerhin denkbar sein. Das verraten die vielen gleichen Namen von
Orten des Bergbaus in nächster Umgebung. Reichenöac/z, als Familienname, war
noch im vorigen Jahrhundert in Suggental ungewöhnlich stark vertreten. Heute
ist er ausgestorben. Als Orts- oder Gewässerbezeichnung kommt er nicht in
Frage. Nach Otto Springer und Adolf Bach 17 steht das mittelhochdeutsche Wort
„rieh" für „stark, mächtig". Reichenbach würde demnach der starke, mächtige
Bach bedeuten. Aber gerade an einem solchen hat es in Suggental gefehlt. Sonst
hätte nicht das für den Bergbau notwendige Wasser über einen 15 km langen
Hangkanal herbeigeführt werden müssen.

Die sehr romantisch anmutende Geschichte von dem Knäblein in der Wiege,
die nach dem Nachlassen der Flut bei Buchholz im Geäst eines Baumes hängengeblieben
sein soll, erscheint zunächst das Produkt einer blühenden Fantasie. Der
Vorgang hatte sich in Wirklichkeit nie so ereignen können. Dazu fehlen die
natürlichen Voraussetzungen. Merkwürdigerweise aber kommt die Geschichte
schon im Bericht des Cäsarius Baronius vor. Ein Vergleich mit der Auffindung
des Moses bietet sich an. Näherliegend sind ähnliche Erzählungen aus der Gegend
des Rheins und seiner Nebenflüsse, wie sie Heinrich Maurer einer näheren Untersuchung
unterzogen hat.18 Einen Parallelfall aus dem Bereich unserer engeren
Heimat berichtet die Zimmer'sche Chronik.19 Dieser zufolge soll Martin Malterer,
der spätere Stadtherr von Waldkirch und der Herrschaft Kastelberg, als Findelkind
in einem Körblein den Rhein hinabgeschwommen und bei Breisach am Ufer
aufgefunden worden sein. Der reiche Patrizier Johannes Malterer soll, so berichtet
die Sage, das Kind aufgenommen und später zu seinem Sohn und Erben eingesetzt
haben. Martin Malterer erwarb, noch minderjährig, im Jahre 1354 Waldkirch
und die Kastelburg. Dort wohnte er, bis er in der Schlacht bei Sempach
1386 den Tod fand.20

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