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Widerspiegelung dessen dar, was viele Jahrzehnte hindurch an Streitigkeiten und
Machtkämpfen letztendlich im Prechtal zu der seltenen und seltsamen Herrschaftsform
eines Kondominats geführt hat.
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1559
Der Ritter von Schwarzenberg
Der alte Kaspar hatte schon frühe seine Hütte verlassen, um auf einigen ihm zugehörigen
Bäumen Kirschen zu brechen. Er war früher Knecht des Herrn von Schwarzenberg gewesen
, und hatte sodann ein Stückchen Feld von ihm erbeten, das er urbar machte und
worauf er sich eine Hütte baute. Selbst ein Leibeigener, hatte er die brave Tochter
eines anderen Leibeigenen geheirathet und von ihr drei bildschöne Kinder erhalten. Das
älteste war ein Mädchen, die zwei jüngeren waren Knaben. Diese hatten den Vater nun be
gleitet und waren mit ihm auf die Bäume gestiegen, um Kirschen zu brechen. Erst nach
einigen Stunden kam die Schwester mit dem Morgenessen nach und wurde alsbald von den
Brüderchen mit lautem Jubel begrüßt. Sie kletterten schnell herunter und nahmen ihr
Körbchen in Empfang, während der Vater langsam nachfolgte und sich mit ihnen um die
schwarze Suppe herumsetzte. Alle waren fröhlich und guter Dinge, denn es war ein gar
schöner Junimorgen und rings hüpften die Vögelein umher und sangen ihre Lieder. Von
der Stadt Waldkirch unten im Thale klangen Glocken herauf und ganze Schaaren von
Landleuten zogen dahin auf den Wochenmarkt; nur die Schwarzburg allein schaute
von ihrem steil hervorspringenden Felsen finster und traurig auf die lachenden Triften hernieder
. Der Vater aber sah mit Lust auf seine gesunden Kinder und dann wieder auf sein
Schwarzen bürg, Schalen türm 13. Jahrhundert.
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