http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0147
Der Simon vom Walde
In dem unteren Grafensprengel Birthilos beschattete dicke Waldfinsternis die reißende
Gutach, bis sie sich breitere Bahn bricht. Diese Waldstille bewohnte nach
gemeiner treuer Sage Simon, ein Landmann. Seinen arbeitsamen und reinen Händen
verdankte der Wald Leben, Namen und ersten Anbau. Von dem Kühlbach,
wo er sich in die wilde Gutach ergießt, bis nach Bleibach lief in einer Strecke von
zwei starken Stunden der Simonswald, der in den obern und untern Teil zerfällt.
Bald entstand durch den Zufluß der Menschen im Angesicht des verfallenen
Römerkastells, an der Öffnung des Simonswaldes, eine Kirche Waldkirch, die bis
auf den heutigen Tag vor der jetzigen Stadt auf einer sanften Höhe ruhend, sich
behauptet. Nach eben dieser bewährten Sage durfte in dieser Kirche nicht eher
Gottesdienst gehalten werden, bis der reiche Simon angelangt. Dieser Elzachstrich
gehörte den ersten Herzögen von Schwaben. Sie gaben den weltscheuen Jungfrauen
sichere Zuflucht.89
Letztmals wurde diese Sage in ihrer ursprünglichen Form im „Lahrer Hinkenden
Boten" von 1824 abgedruckt. Die Kirche vor der jetzigen Stadt Waldkirch,
auf einer sanften Höhe ruhend, ist eindeutig die alte, aus der Merowingerzeit
Pfarrkirche St. Peter vor Waldkirch, abgebrannt am 7. März 1822, Federzeichnung nach einem Ölbild
um 1810 von Hermann Rambach jr. (aus: Hermann Rambach (sen.), Die Stiftskirche St. Margaretha
in Waldkirch, S. 25).
stammende Pfarrkirche St. Peter. Sie war die älteste Kirche weitum. Simonswald
gehörte 1275 als Filiale zu St. Peter.90 Es war der von der Pfarrkirche am weitesten
entfernte Ort; daher die besondere Rücksichtnahme auf die zum Gotteshaus
ankommenden Pfarrkinder. In dieser älteren Fassung liegt der Wahrheitsgehalt
offen zutage. Anders aber in der neueren Erzählweise. Diese versetzt den Kirch-
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