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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 164
(PDF, 45 MB)
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sagt, der Priester, der ihn getauft habe, und sein Pate hätten ihm vom Gelübde
der Eltern berichtet, das er erfüllen wolle, da die Eltern nicht dazu gekommen
seien.

Nicht mit leeren Händen ...

Vor seinem Aufbruch pflegte der Pilger zu beichten und zu kommunizieren.
Nach seiner Ankunft am Ziele betete er, hörte oft wohl auch eine heilige Messe
am Altar mit den Reliquien des Heiligen, mit denen er sich anschließend möglicherweise
bestreichen ließ; der Kontakt Geretteter—Heiliger sollte so eng wie
möglich sein. Er berichtete von dem Wunder, das Gott durch den Heiligen an
ihm gewirkt hatte, und überreichte die gelobten Gaben: Die Werkzeuge der Qual
(Krücken, Hand- und Fußschellen, Pfeil, Seil) oder Rettung (z. B. ein Brotmesser
). Gelegentlich wurden nicht die Originale, sondern Abbilder gespendet, z. B.
das gemalte Bild des Turmes vom Spandauer Schloß, in dem der Gefangene eingesperrt
gewesen war (Nr. 88). Abbilder von geretteten Menschen, Organen,
Gegenständen wurden angesichts der Reliquie des Heiligen gespendet, vielleicht
auch allen sichtbar aufgehängt. In Wachs gebildet etwa ein Kind, oder eine Hand
(für eine erfrorene, wieder genesene Hand; Nr. 25), ein Schiff (Nr. 48). Oder in
Silber: Ein Herz, ein Haus (aus Feuersnot gerettet; Nr. 23), ein „Mannszbildt"
(für den von einem bösen Geist besessenen Ehemann; Nr. 30). Oder in Gold: Ein
„Bild" im Werte von elf Gulden (Nr. 138). Daneben wurden dem hl. Theobald
auch wertvolle Gebrauchsgegenstände vermacht, ein roter Rock etwa (Nr. 28, 29)
oder ein Pferd (ersatzweise vier Gulden). Oft ist auch einfach von Gold die Rede,
oder von einer Silber,,platte'' oder einem Silber,,zeichen'' (Nr. 188, 212 bzw.
161), oder von gemünztem Geld. Jemand hatte in der Gefangenschaft 150 Mark
gelobt, sich damit aber wohl übernommen; jedenfalls ist davon die Rede, es sei
in Thann eine Gabe in Höhe von 20 Mark vereinbart worden (Nr. 99). Ferner
wurde oft das für Beleuchtungszwecke unentbehrliche Wachs gespendet, verarbeitet
zu Kerzen oder roh (ein halbes Pfund, wiederholt ein Pfund; einmal ein halber
Zentner und zusätzlich noch 14 Mark; Nr. 167). Sehr oft heißt es ganz einfach
, die Pilger hätten ihr ,,Opfer", ihr ,,Almosen" gebracht, ohne daß genauere
Angaben zu Art, Menge oder Wert gemacht würden. Nicht selten handelte es sich
sicher um wertvolle Gaben. Diskretion bei der Überreichung und Verzeichnung
der Gaben konnte sich schon deshalb empfehlen, weil ein Pilger, der in Thann
ein wertvolles Opfer niederlegte, als reich gelten und auf dem Heimweg größeren
Gefahren ausgesetzt sein konnte.

Die Wallfahrt nach Thann —
Zeichen der inneren Verklammerung des alten Reiches

In Thann konnten etwa 1324 der Neubau einer Kirche begonnen, 1422 der Chor
geweiht und die Kirche Anfang des 16. Jahrhunderts fertiggestellt werden. Es war
Geld da nicht nur für den Bau der nach dem Straßburger Münster größten und
schönsten gotischen Kirche im Elsaß, sondern auch für den reichen Fenster- und
Figurenschmuck. An der Finanzierung hatten sich maßgeblich 24 Pilger mit ihren

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