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Das Hüttwerk am Gauch („Die Alte Hütte4')
Die 1516 von Kaiser Maximilian angeordnete Erweiterung des bergwerksfreien
Bezirkes unterhalb des Todtnauer Berges gab den letzten Anstoß zum Bau eines
„Seelhauses", d. h. eines Gebäudes, das auch Arbeitern, die sich kaum mehr aus
den Einheimischen rekrutierten, Unterkunft bieten sollte. Es war ,,ain hübsch
haws, so sy zu Tottenaw gepawt haben dem perckhwerch zu guet", wie 1527 eine
Kommission nach Innsbruck berichtete, während ein Innsbrucker Amtsschreiben
1550 von einem Haus spricht, ,,so die Römisch Kunigliche Mayestat zu Tottnaw
pawen hat lassen." Der Widerspruch beider Quellen hebt sich wohl darin auf,
daß die Genehmigung und Anweisung zum Bau zwar vom Kaiser selbst bzw. seiner
Innsbrucker Behörde ausgegangen waren, der Bau aber von den Unternehmern
aufgeführt wurde. Die Quelle von 1550 umschreibt die Ausmaße des Seelhauses
mit sieben Firsten und sieben Herdstätten. Es stand unmittelbar neben
dem auf die Gauchgrube ausgerichteten Schmelzwerk, d. h. am unteren Schönenbach
kurz vor dem Zusammenfluß des Stübenbachs, und bildete mit der Schmelze
offenbar einen Baukomplex. Die Gebäude, die das vermutlich am gleichen Ort
betriebene ältere Hüttwerk ersetzten, sind 1517/18 erstellt worden, d. h. vor dem
Beginn der Bergbaukrise 1519. Es kam so gar nicht zu größerem Einsatz, doch
wurde noch sporadisch geschmolzen, wie ein Bericht 1523 zeigt: ,,Item zu Thot-
new zum Goch baut man dieselben gruben mit wenig arbeiter, und sie werden
kürzlich schmelzen und ungefähr acht mark silber machen/' Der Bericht von
1527 nennt die Schmelzhütte ,,Vast, formlich gepawt"; die Bauern hätten bei
ihrem Aufruhr 1525 ,,alles zerrissen und zerprochen; dardurch haben die arbeiter
ir vnnderhalttung und wonung nit mer gehabt; daraus ervolgt, das die grueben
erlegen und abganngen ist, dartzu auch die schmeltzhütten ... an den pälgen, die
sy zerschnitten haben unnd annderm mit zerprechen unnd verderben gar ubel zu-
gericht haben/' Die Abgesandten Innsbrucks hatten schon 1527 die Instruktion,
zu erkunden, was ,,zu errichtung der schmeltzhütten unnd annderm aufzurichten
fuegklich und durch wen beschehen möge." Die immer wieder verschleppte
Rechtsentscheidung ließ jedoch den gesamten Komplex unverändert liegen. Die
bergrichterliche Wohnung im oder beim Seelhaus war nur notdürftig instandgesetzt
. Der häufige Aufenthalt des Bergrichters im Kloster St. Trudpert im Münstertal
in den Jahren bis 1550 darf so nicht verwundern, zumal von dort aus die
elsässische Hälfte des Amtsbereichs leichter als von Todtnau aus erreichbar war.
Der Bau einer neuen Schmelzhütte 1534/35 etwa zwei Kilometer oberhalb der
alten Hütte bei Muggenbrunn überrascht ebenfalls nicht.6
Erst als eine Gruppe von zwölf Züricher Unternehmern im März oder Anfang
April 1537 vom Bergrichter Jakob Schimel, genannt Valandt, die Konzession der
alten St.-Anna-Grube im Gauch und kurz darauf der St.-Lienhart-Grube im
Brandbach bei Todtnau erlangt hatte, schien den verfallenden Anlagen das Glück
hold. Innsbruck wies nämlich am 8. August 1538 den Bergrichter an, ,,die alten
hüttwerch unnd behausung beim perckhwerch im Gauch mit conditionen den
gwerckhen zu überstellen." 7 Die Reparaturen an der Schmelze ließen indes auf
sich warten, da man ohnehin nicht rasch an die Erzgänge in der Grube gelangen
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