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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 202
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Klosters zurück. Solche Aufzeichnungen dürften im Zuge der Schadensersatzregelung
von zahlreichen Herrschaften gleich nach der Niederschlagung des Aufstandes
angefertigt worden sein. Sie sind uns aber nur in den seltensten Fällen erhalten
geblieben. Schon deshalb besitzt die Liste von Schuttern einen gewissen
Wert. Sie vermittelt überdies genauere Informationen über den Stand und die
Ausstattung des Klosters, wie sie in dieser Ausführlichkeit selten aus den Quellen
zu gewinnen sind.

Zum Inhaltlichen der Schadensliste beschränke ich mich auf einige knappe
Hinweise.

Die gleich nach dem Ende des Bauernkriegs verfaßte Chronik des Heinrich
Hug berichtet, die aufständischen Bauern hätten in der Woche vor Jubilate, also
vor dem 7. Mai 1525, neben Tennenbach, Ettenheimmünster 62 und vielen anderen
Klöstern auch Schuttern in Flammen aufgehen lassen.63 Das ist sicher nicht richtig
. Nirgends wird in den Schreiben von Abt Konrad Frick, die in diesen Tagen
abgefaßt worden sind, ein Brand erwähnt64 und auch die Schadensliste erhält keinen
Hinweis auf irgendwelche Brandschäden. Aufgeführt sind dagegen Verluste,
die das Kloster selbst und der Klosterhof Heiligenzell erlitten hatten. Die Einbußen
, die der nach der Kapitulation der Stadt ausgeplünderte Schutterhof in
Kenzingen hatte hinnehmen müssen, sind wohl deshalb nicht genannt, weil dort
auch andere Aufständische als die Friesenheimer und ihre Anhänger verantwortlich
zu machen waren.65

Die Aufstellung sucht zunächst die Größe und Bedeutung des Klosters zu
unterstreichen. Achtzig Personen habe gewöhnlich der Konvent und das zugehörige
Gesinde ausgemacht. Zur Erntezeit seien sechzig bis hundert Taglöhner nötig
gewesen, um das Einbringen der Früchte bewältigen zu können. Eigene Werkstätten
(Schmiede, Schlosserei, Mühle, Steinhütte) und eigene Handwerker (Schneider
, Schumacher, Bäcker, Küfer) haben die Klosterangehörigen mit allem Nötigen
versorgt. Häufig waren hochgestellte Personen zu Gast, die immer ihrem
Rang entsprechend aufgenommen werden konnten. Zweihundert gut ausgestattete
Betten standen für das Klosterpersonal und für Gäste bereit. Allein die Speisevorräte
der Küche sollen so reichlich gewesen sein, daß man damit vierhundert Personen
ein halbes Jahr lang habe beköstigen können. Entsprechend groß waren
die Bestände an Korn und Wein, an Vieh und an Fischen, die in den klösterlichen
Fischteichen gehalten wurden. Von Interesse für die Geschichte des spätmittelalterlichen
Krankenwesens ist der Hinweis, daß zum Gebäudekomplex des
Klosters ein Siechenhaus gehörte, das zur Versorgung der erkrankten Konventua-
len, Klosterbrüder und Bediensteten eingerichtet war.66

Die Schadensaufstellung versäumt nicht festzuhalten, daß sich die Bauern nicht
nur schlicht in Haufen zusammengerottet, sondern diesen auch eine feste Organisationsform
gegeben, über sie „houptlut, usschutz, weibel, beutmeister und ander
empter ... gesetzt haben*4. Wohl wird man zunächst davon ausgehen müssen,
daß diese Ausschüsse und Ämter aus militärischen Erfordernissen eingerichtet
worden sind, als ,,zu dem krieg notturftig". Die Vertretung des Haufens nach
außen durch den Hauptmann, die Verhandlungen mit dem Gegner, die Beratung
der Verhandlungsergebnisse in den Ausschüssen und anderes mehr führten aber

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