Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 223
(PDF, 45 MB)
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so waren 1810 nur noch drei Priester und zwei Brüder unter dem Guardian Fabian
Pfeiffer (50) am Ort. Nach dessen Tod im Dezember selben Jahres machte
sich die Standesherrschaft daran, dieses Kloster aufzuheben und die Mönche auf
andere zu verteilen, mußte aber auf die drängenden Vorstellungen der Neustädter
Einwohnerschaft, die Rückgänge in der Seelsorge und in der Wirtschaftstätigkeit
befürchtete, davon abstehen. Allerdings nötigte sie den im Meßkircher Kloster
wirkenden Provinzdefinitor und Kustos Vitalian Leiber, das Guardianat Neustadt
aufzuheben und zum Hospiz herabzustufen. Zum Superior wurde Anfang 1811
Karl Müller ernannt, der am 26. Mai 1828 als letzter Kapuziner-Pater Neustadts
das Zeitliche segnete, womit dieses Ordenshaus erloschen war. Die fürstenber-
gische Domanialkanzlei in Donaueschingen ordnete umgehend die Unterbringung
der Brüder Gebs, der zuletzt als Pförtner fungiert hatte, und Daniel Reinhard
(53), seines Zeichens Koch, im Kloster Haslach unter Zusicherung eines Unterhaltsbeitrags
an und wies zugleich die Bitte des 60jährigen Klosterknechts Andreas
Leutner um ein Gnadengehalt ab. Dieser durfte noch ein Jahr lang den Klostergarten
bebauen und erhielt die entsprechenden Geräte geschenkt, damit er sein
Dasein als Hostienbäcker fristen konnte!

Die Liquidation des Kapuziner-Nachlasses war bald bewerkstelligt. Nachdem
das fürstenbergische Rentamt in Löffingen ein genaues Inventar erstellt hatte,
schrieb es die Fahrnisse und Liegenschaften zur öffentlichen Versteigerung aus,
abgesehen von etlichen Kirchengeräten, die einbehalten wurden. Aus den Mobi-
lien erlöste der Rentmeister Ende Juli 1828 nicht mehr als 1171 Gulden. Sie bestanden
aus zwei Sauen, Naturalvorräten, Fässern, alten Hausgerätschaften und
-einrichtungsgegenständen, Handwerkszeug, Kirchenzierat und -möblierung und
schließlich aus einer kleinen Bibliothek. Den größten Teil der Kirchenausstattung
erwarben wohltätige Neustädter für ihre „nackte" Pfarrkirche, so den Tabernakel
und einige Gemälde. Die Kanzel, Beicht- und sonstige Stühle brachte die
Gemeinde Saig an sich, während die drei Altäre vorab keinen Käufer fanden.

Um so begehrter waren die Baulichkeiten, deren Verkauf die Erzdiözese Freiburg
nicht verhindern konnte. Sie gingen mit Grund und Boden nach einigem
Hin und Her — der Standesherrschaft war das Gebot zu nieder — für 4555 fl
Ende September des Jahres an den örtlichen Posthalter Dominik Ganter, hinter
dem der Vogt Joseph Kaiser, der Kaufmann Johann Kromer und der Physikus
Dr. Martin standen, die dann das Anwesen unter sich aufteilten. Stellt man in
Rechnung, daß P. Müller rund 500 fl in bar und 273 fl in Form von Außenständen
hinterlassen hatte und sich damit die Einnahmen auf insgesamt 6500 fl beliefen
, so war die Säkularisation dieses Klösterchens für Fürstenberg noch ein ganz
gutes Geschäft, zumal ein Teil des Konventsbaues nach dem Stadtbrand von 1817
gegen den Willen der Mönche zuerst dem Revisor und dann dem Amtsphysikus
zur Verfügung gestellt worden war. Insofern war es nicht mehr als recht und billig
, daß Fürst Karl Egon der Empfehlung seiner Domänenverwaltung zuwider
den Verwandten des letzten Superiors dessen silberne Sackuhr aushändigen ließ,
auch wenn P. Karl in dem nicht unbegründeten Verdacht stand, vor seinem Tod
noch dieses und jenes außer Haus geschafft zu haben.

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